: Innensenator, Inferno und Galactica
■ Was auf dem Freimaakt alles neu ist / Zum richtigen Oberzentrum fehlen nur mehr Schlägereien
Was macht Bremen zum Oberzentrum? Das Kreml-Gold? Das Musikfest? Das Da-Da-Da-Flitz-Hin-Theater? Falsch, falsch falsch. Ein Oberzentrum ist Bremen vor allem, weil sich hier einmal im Jahr Millionen Menschen von nah und fern zunächst den
Bauch mit Rollmops, Schmalzkuchen und Bratwurst vollschlagen, sich zwischendurch irgendwelchen Skylab's, Sky -Riders oder anderen Höllenmaschinen anvertrauen, um sich abschließend mit Lebkuchenherz am Hals auf die Suche nach dem Auto zu begeben, das inzwischen mit großer Wahrscheinlichkeit abgeschleppt worden ist. Schön war's, voll war's - Ischa Freimaakt. Und zwar der
954. Ab Samstag.
Und so präsentierte sich gestern, dem Anlaß entsprechend verkleidet, die Familie Senkstake der Bremer Presse, und mitgebracht hatte sie ein halbes Dutzend vorwiegend männliche Wesen. Was also gibt es Neues beim Bremer Freimarkt, wurde da zum Beispiel ein Herr Krause gefragt. Herr Krause ist zum ersten Mal zuständig für den Freimarktsum
zug. Also, Herr Krause, what's new? „Im Grunde genommen nichts“, sagt Herr Krause. Einer Ansicht, der auch Marktmeister Ahrens zuneigt: „Im Grunde ist alles schon mal dagewesen“, sagt der. Und hat mit dieser falschen Bescheidenheit durchaus Unrecht.
Sehen wir uns doch mal um auf dem Maakt: Da gibt es zum Beispiel „Magic“ und „Galactica“. Beides absolute Neuheiten auf dem Markt der „Fahrgeschäfte“, wie die „Dich-Bring-Ich -Auch-Noch-zum-Kotzen-Karusells“ mit falscher Bescheidenheit genannt werden. Und: Auch bei den „Belustigungsgeschäften“ gibt es Neues. Zwar wird den BremerInnen die Geisterbahn vorenthalten, in der Frauenleiber mittenmang zersägt werden, dafür dürfen wir uns dies Jahr über ein neues „Inferno“ belustigen. Wer schon immer mal wissen wollte, was das für ein Gefühl ist, wenn ein Fahrstuhl abstürzt: nichts wie rein. Soviel sei verraten: Es kribbelt im Magen.
Und noch eine Neuerung gibt es am Samstag um 13.00 Uhr auf dem Marktplatz zu besichtigen: Da eröffnet traditionsgemäß der Bremer Innensenator den Freimaakt. Marktmeister Ahrens: „Und das ist in diesem Jahr Herr Sakuth.“
Nur in einem sind die Menschen aus Bremen und umzu noch ein bißchen hinter der großen weiten Jahrmarktswelt zurück: Sie prügeln sich nur selten und dann auch noch zurückhaltend. Sagt Marktmeister Ahrens. In Stuttgart Cannstadt ist das anders: „Da ist nur richtig gefeiert worden, wenn die sich geprügelt haben wie die Kesselflicker.“
Wir sind halt doch noch ein eher verschlafenes Oberzentrum.
hbk
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