: Hoff's große Sprüche: Keine Hoff-nung mehr
■ Betr.: „Wie geht Freiheit statt Gefängnis“? taz v. 16.10.89 zur Tagung der Straffälligenhilfe
„Der Senator könnte durchaus mutiger sein und von den Richtern und Staatsanwälten mehr fordern“, meinte also unser neuer Knastchef Hoff, und die Autorin S.P. bescheinigt ihm auch noch „doppeltes Wissen“ als ehemaligen Staatsanwalt und neuen Chef zu Oslebs.
Wenn wir als Betroffene Hoff eines am allerwenigsten bescheinigen können, dann ist es Mut. Von Hoff bekamen wir während seiner 6monatigen (Un)Tätigkeit nichts zu sehen und zu hören. Ein kurzes Gastspiel soll er allerdings beim Sportfest und in einer Diskussion gegeben haben. Entscheidungen des Anstaltsleiters werden von den als inkompetent bekannten Abteilungsleitern getroffen. („ICH und Herr Hoff haben beschlossen...“). Die im Strafvollzugsgesetz verankerten Sprechstunden beim Anstaltsleiter finden einfach nicht statt. Die Abteilungsleiter ziehen die Fäden immer straffer - Anstaltsleiter und Gefangene hampeln gleichermaßen daran herum.
Sofern Hoff überhaupt einen Anteil daran hat, sieht die Bilanz seiner 1/2jährigen Tätigkeit so aus: Ausgänge und Urlaube sind radikal gekürzt, die Gruppe der Berechtigten ist stark eingeschränkt, Entlassungsvorbereitungen gibt es aus Haus 1 nicht mehr, die Zellenöffnungszeiten werden während der Freizeit stark reduziert. Eines hat Hoff allerdings erreicht: Der Drogenkonsum und Neueinstieg ist sprunghaft angestiegen. Seit Weggang von Hoffmann besteht keine Hoff-nung mehr...
Stefan Richard
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