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Ökologische Leichenfledderei

■ Tod von Veba-Chef Bennigsen-Foerder: Senat kann nun neuen Aufsichtsratschef für die Bewag suchen / Ökologe schlägt DGB-Chef Pagels als Nachfolger vor

Rudolf von Bennigsen-Foerder, der am Samstag verstorbene Veba-Chef, reißt in Berlin eine Lücke, die der rot-grüne Senat durchaus konstruktiv füllen könnte. Die Bewag hat mit Bennigsen-Foerder nämlich ihren Aufsichtsratsvorsitzenden verloren. Eine zehnprozentige Beteiligung der Veba-Tochter Preußen Elektra an der Bewag hatte dem Manager zu dieser Position verholfen - und es ihm erheblich erleichtert, den Stromverbund zwischen den beiden Gesellschaften einzufädeln. Dem Senat, dem knapp über 50 Prozent der Bewag-Aktien gehören, bietet sich nun die Chance, mehr Einfluß auf die Geschäftspolitik der oft renitenten Firma zu nehmen.

Die Pietät gebot den Politikern gestern allerdings noch Zurückhaltung. „Der Bursche ist ja noch nicht kalt“, gab ein Senatsmann zu bedenken. Aus der energiepolitischen Aktivistenszene, die nie übermäßig warme Gefühle für den Verblichenen hegte, kam dagegen bereits ein Vorschlag für die Bennigsen-Nachfolge: DGB-Chef Michael Pagels, der als Arbeitnehmervertreter dem Aufsichtsrat angehört. „Den können wir in Berlin eher festnageln als einen Manager aus Westdeutschland“, argumentierte ein Umweltexperte. Er spekuliert auf den Nutzen alter SPD-interner Feindschaften: „Vielleicht unterstützt Pagels ab und zu Umweltsenatorin Schreyer, um Momper zu ärgern.“ Weil der Senat zur Zeit nur mit Schreyer und Finanzsenator Meisner im Aufsichtsrat vertreten ist, müßte er ohnehin den Arbeitnehmerblock auf seine Seite ziehen. Darauf weist man auch in Meisners Umgebung hin. Der Finanzsenator und die Umweltsenatorin selbst kommen wegen möglicher Interessenkollisionen kaum in Frage: Meisner ist als „Haushälter“ an möglichst hohen Dividenden aus dem Stromgeschäft interessiert, und Schreyer vertritt gleichzeitig die Energieaufsicht.

hmt

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