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Die Qualen der Wahlen in Namibia

■ Dem „Wahlfieber“ in Namibia korrespondiert die seltsame Absenz von Urnen und Stimmzetteln

Windhuk/Berlin (afp/taz) - Fast klingt es lustig und ist doch perfide: Wegen der „unerwartet hohen Beteiligung“ bei den Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung in Namibia mußten im Norden des Landes bereits mehrere Wahllokale schließen, weil „die Wahlzettel ausgegangen waren“ oder „nicht genügend Wahlurnen“ vorhanden waren, melden Agenturen. Komisch, denkt man, bei einem System wie Südafrika, einem „Meister“ administrativ ausgeklügelter Herrschaft. Denn das ist das Besondere dieses Übergangs zur Unabhängigkeit: Der langjährige Besatzer Südafrika ist auch der Verwalter ebendieses Prozesses.

Der Norden des Landes ist das bevölkerungsreichste Gebiet. In Owamboland leben knapp 200.000 der 701.000 registrierten WählerInnen. Das Gebiet gilt als Hochburg der Swapo.

Offenbar haben hier auch die vielen Beobachter und Aufseher der UNO, die vor und in den oft auch mobilen Wahlbüros einen reibungslosen Ablauf garantieren sollen, nichts genutzt. Was soll die perfekteste Planung, wenn Südafrika einfach vor nichts zurückschreckt?

Der Sprecher des südafrikanischen Generaladministrators Pienaar sagte jedenfalls, auch am Donnerstag könnten vielleicht 20 bis 30 weitere Büros gar nicht erst öffnen. Dennoch haben nach zwei der insgesamt fünf Wahltagen schon mehr als 60 Prozent ihre Stimme abgegeben - kein Wunder nach 75 Jahren Besatzung, aber auch aus Angst, zu spät zu kommen. Was vor den Wahlbüros und in ihnen mit Kreuzchen, Fingerabdrücken und direkter und indirekter Bedrohung passiert ist, wird wahrscheinlich nie ganz zu eruieren sein. Spielraum gibt es jedenfalls genug: 60 Prozent der WählerInnen können nicht lesen.

AS

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