: Öffnet sich das Tor?
■ Öffnung der Mauer am Brandenburger Tor im Gespräch / Momper begrüßt Modrow-Vorschlag
Die Öffnung der Mauer am Brandenburger Tor wird erwartet. Gestern abend gab es allerdings weder in West- noch in Ost -Berlin deutlich erkennbare Anzeichen für die Vorbereitung eines weiteren Übergangs. Die DDR-Nachrichtenagentur 'adn‘ teilte unter Berufung auf zuständige Stellen mit, die Angelegenheit werde gegenwärtig noch geprüft. Die Westberliner Polizei erklärte, daß auch in der gestrigen Nacht noch nicht mit einer Öffnung gerechnet werden könne. Sie bezog sich dabei auf ein Telefongespräch zwischen den Polizeipräsidenten Schertz (West) und Rausch (Ost) am Nachmittag.
Der Regierende Bürgermeister Walter Momper begrüßte gestern mittag noch vor der Presse das Angebot des neuen DDR -Ministerpräsidenten Modrow, über eine Öffnung des Brandenburger Tors zu sprechen. Das Tor sei von hohem symbolischem Wert, für die praktischen verkehrlichen Probleme allerdings nur von geringem Nutzen.
Eine Vier-Mächte-Konferenz für Berlin hält Momper nicht für nützlich. Damit wies er einen Vorschlag des CDU -Fraktionsvorsitzenden Diepgen zurück. „Es gibt nichts, was der Senat mit der DDR nicht alleine regeln könnte“, sagte er gestern. Auch Gespräche der Alliierten über eine mögliche Reduzierung der Truppen hält Momper für „überflüssig“. Die Alliierten behinderten den Senat in keiner Weise. Um die Verhandlungen zwischen Bonn und der DDR zu beschleunigen, beschloß der Senat gestern, das Bundeskabinett zu bitten, den Senat so schnell wie möglich zu einer Sitzung einzuladen.
Momper erwartet, daß an den nächsten Wochenenden weiterhin eine große Zahl von DDR-Besuchern kommen werde. Vor allem zur Grünen Woche im Januar müsse man sich auf viel Besuch einstellen. Vor dem Mauerbau sei dieses Ereignis immer ein Treffen der ländlichen Bevölkerung gewesen.
Der Senat will sich auch für eine Aufhebung der Einreiseverbote für Ausgebürgerte und Ausgereiste DDR-Bürger ebenso verwenden wie für eine Abschaffung oder zumindest Reduzierung des Zwangsumtauschs.
taz
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