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Feudalherrschaft

FU-Linke paktieren mit Präsident Heckelmann  ■ K O M M E N T A R

Nach seiner Machtergreifung 1983 und seiner Wiederwahl 1987 dürfte FU-Präsident Heckelmann kaum einen glücklicheren Tag im Sitzungssaal des Akademischen Senates der FU erlebt haben als an diesem Dienstag: vergessen waren all die Skandale. Selbst seine ärgsten Kritiker von einst scharten sich hinter ihm, der plötzlich als Turm in der Schlacht die Verteidigung der universitären Autonomie organisierte.

Natürlich tangiert es die Autonomie der Universität, wenn der Senat nur unter Auflagen Gelder freigeben will. So paradox es klingt: Der geschmähte rot-grüne Auflagenbeschluß kann ein Schritt auf dem Rückweg der FU zu ihrer eigenen Autonomie sein. Denn im Grunde regieren Kewenig und Turner über ihren verlängerten Arm Heckelmann immer noch in die FU hinein. Der FU-Präsident hat es verstanden, den von den CDU -Senatoren Kewenig und Turner betriebenen Abbau der hochschulinternen Selbstverwaltung und Mitbestimmung über Regierungswechsel und veränderte Mehrheiten im Akademischen Senat hinaus zu verteidigen.

Hochschulautonomie: Das kann doch nicht das Recht einer Handvoll (Heckel-)Männer sein, nach ihrem Gutdünken die Geschichte des „autonomen“ Gebildes Universität zu bestimmen. Das Nachsehen haben dabei jene Studenten, die (etwa in der Medizin) ohne ausreichende materielle Grundlage Pionierarbeit für überfällige Studienreformen leisten, während alte Gremienhasen sich die dafür vorgesehenen Gelder zuschieben. Zu diesen Gremienhasen gehören auch die Linken an der FU. Offenbar sind sie nicht klug genug, zu erkennen, welches Spiel Heckelmann mit ihnen spielt, wenn ausgerechnet er sich als Verteidiger der Hochschulautonomie in Szene setzt.

Winfried Sträter

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