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K O M M E N T A R Lohn der Nibelungentreue

■ Nach Entscheidungskompetenz geht nun der Senator

Das war nun wirklich nicht zu ahnen. Der war doch immer so unverwüstlich und so sado-madomäßig fröhlich drauf gewesen, war doch seit dem Bremer Schulkampf immer geradezu stolz auf die Prügel, die er abkriegte, und teilte selber aus, hätte sich in Wedemeiers größter Krise aus St. Jürgen- und Geiselskandal als Krisenwaffen-Innensenator einsetzen lassen, war doch so zuverlässig nibelungentreu, warum stört ihn auf einmal ein gestörter Herzrhythmus?

War doch immer so lustig der Watschenmann gewesen für die Millionenverluste, die die Hochglanz-Kulturpolitik auf höchster Ebene kostete. Denn die machte die Senatskanzlei am Kultursenator vorbei, beim Kreml-Gold ebenso wie beim Musikfest. Hatte doch immer auf bewährte Art gedeckt, was nicht er entschieden hatte und war zunehmend von Bremer KulturmacherInnen dafür kritisiert worden. Hatte doch seit Erscheinen des Kulturentwicklungsplans 1987 brav und umsonst darauf gewartet, daß der Senat seine bescheidenen 100 Mio. Kulturhaushalt für 1995 absegnet. Kündigte seit einem Jahr seinen Rücktritt für den Verneinungsfall an. Also wirklich, wer hätte diesen Rücktritt ahnen können?

Uta Stolle

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