„Geil, die Bullen blockieren Shell“

■ Anti-Shell-Aktion von StudentInnen-Inis am Sonnabend / Gegen Engagement im Apartheid-Staat und Gentechnologie / Beitrag zur internationalen Anti-Shell-Kampagne / Massive Polizeipräsenz machte Blockade erfolgreich / Eine Festnahme

„Is‘ ja geil, die Bullen blockieren Shell“, freute sich ein Teilnehmer der Anti-Shell-Aktion am vergangenen Samstag. In der Tat: die Shell-Tankstelle am Reichpietschufer, an der rund 300 DemonstrantInnen auf das Engagement des Öl-Multis in Südafrika und im Gentechnikgeschäft aufmerksam machen wollten, war so hermetisch durch OrdnungshüterInnen abgeriegelt, daß sich kaum noch jemand an die Zapfsäulen traute. Eine Anweisung, das Gelände abzusperren, hatten die PolizistInnen laut Einsatzleiter Schulze allerdings nicht bekommen, „aber ich werde mir nicht bieten lassen, daß die hier auf dem Gehweg hin- und herlaufen und damit die Zufahrt blockieren“. Nur Leute, die nicht dem gängigen DemonstrantInnen-Klischee entsprachen, durften über die Einfahrt huschen oder auf das Tankstellengelände ausweichen. Pech auch für die taz-Mitarbeiterin: Auf der Suche nach dem Einsatzleiter wurde sie von übereifrigen Polizisten kurzerhand gepackt und brutal zurückgeschubst.

Unter dem Motto „Shell to hell, aber schnell!“ hatten AStA und verschiedene Fachbereiche der TU zu phantasievollen Aktionen rund um die Tankstelle aufgerufen. Untermalt von Samba-Klängen, klappernden Kochtöpfen und Trillerpfeifen wurden die BesucherInnen des naheliegenden „Polenmarktes“ über die Geschäfte des Konzerns informiert. „Lassen Sie den Motor Ihres Autos jeden Morgen zehn Minuten im Standgas laufen“, rät ein fingiertes Flugblatt der Shell-AG ihrer Kundschaft.

Warum gerade die Shell und kein anderes der zahlreichen Unternehmen mit mehr oder minder ähnlichen Machenschaften in den Mittelpunkt gestellt wird, begründen die AktivistInnen in einem Flugblatt mit der international schon weit entwickelten Boykottbewegung gegen diesen Konzern. Das „Aktionsbündnis“ bezeichnet darin die Kundgebung als Beitrag zu der „Shell raus aus Südafrika„-Kampagne, die bereits seit einigen Jahren in den USA, England, Niederlande und Skandinavien läuft. Die InitiatorInnen der Aktion waren typisch Szeneritual - nicht bereit, der taz über die Flugis hinausgehende Informationen zu geben.

Bei den Versuchen, die DemonstrantInnen auf dem gerade einen Meter schmalen Gehweg zu halten, um einen möglichst „reibungslosen“ Verkehr zu gewährleisten, kam es vereinzelt zu Knüppeleinsätzen. Nach einer knappen Stunde wurde der Straßenabschnitt von der Polizei schließlich für Autos völlig gesperrt. Gegen 14 Uhr setzte die Demo sich in Bewegung. Im Polizei-Spalier ging's Richtung Wittenbergplatz zur Wohnungsnot-Demo. Der kleine Demonstrationszug wurde unübersehbar durch einen ihm folgenden Konvoi von zwei Dutzend Mannschaftswagen. Auf dem Weg zückten die PolizistInnen in der Potsdamer Straße noch einmal die Schlagstöcke: Aus der Menge wurde ein Teilnehmer herausgegriffen, der angeblich als „Straftäter wiedererkannt“ worden war. Über den Verhafteten war beim Lagedienst der Polizei gestern nichts zu erfahren.

Silke Langhoff