: „Es ging nicht schneller“
■ Kindergärtenbau: Hochbauamt und Sozialressort spielen „Schwarzer Peter“
Monatelang hatten Kinder und Eltern in der Thedinghauser Straße vergeblich nach Bauarbeitern Ausschau gehalten. Mißtrauisch geworden versammelten sie sich letzte Woche Freitag an der Ruine des abgebrannten „Kindertagesheimes“ und protestierten für den sofortigen Baubeginn. Diese Aktion hat zwar nicht Abrißbirnen und Bagger anrollen lassen, aber wenigstens Behörden dazu gebracht, offenzulegen, bis wann tatsächlich mit einem neuen, „schöneren, kindgerechteren“ KTH zu rechnen ist.
Das KTH, am 30.4.89 von unbekannten Tätern abgefackelt, sollte nämlich, so bisher immer die Auskunft der Sozialbehörde, zum Beginn des nächsten Kindergartenjahres, am 1. September 1990, neugebaut sein. Die jüngste Auskunft aus dem Hochbauamt lautet jetzt, so dessen Leiter Helmut Dietrich zur taz: „Wenn alles gut geht, ist der Bau bis Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres fertig.“ Wie sind die Verzögerun
gen und die falschen Auskünfte gegenüber den Eltern zu erklären? Dazu Reinhold Stiering, Sprecher der Jugend -Deputation: „Da kann man noch so gute Beschlüsse fassen... Uns ist die Information zugegangen, daß das Hochbauamt so enge Kapazitäten hat, daß der Architekt vom Kindertagesheim zum Weserstadion abgezogen worden ist.“
Der Leiter des Hochbauamtes, Helmut Dietrich, sieht das anders: Zwar sei sein Amt „personell knapp“, doch dies habe keine Auswirkungen darauf, daß sich das Kindergarten -Sofortprogramm - der Anbau von Gruppenräumen an sieben Standorten - sowie der Aufbau des abgebrannten KTH Thedinghauser Straße verzögere.
Dietrich gibt den schwarzen Peter zurück an die Sozialbehörde: „Wenn ich im Februar erst das Geld kriege, kann ich nicht bis zum 1. September einen 3-Millionen-Bau hinstellen.“ Schließlich habe der Haushaltsausschuß erst
am 9. Februar die Mittel für den Aufbau des KTH -Thedinghauser Straße bewilligt. Dietrich zum weiteren Verfahren: „Das Bauantragsverfahren läuft. Im März geht die Ausschreibung raus. Ab April/Mai wird gebaut.“ Bei den sieben Anbauten an bestehende KTHs müsse zum Teil noch immer die Entscheidung des Haushaltsausschusses abgewartet werden. Bis auf den Anbau Gleimstraße würden aber alle Anbau -Projekte 1990 abgeschlossen. Dr. Christ, der zuständige Referent der Sozialsenatorin, findet: „Dieses Ping-Pong -Spiel bringt nichts.“ Dr. Christ bekennt: „Wir haben die Zeiträume falsch eingeschätzt, es ging nicht schneller.“ Eltern befürchten, daß diese Art Sozialpolitik die Rechtsentwicklung in der Bevölkerung verstärkt. AnwohnerInnen würden angesichts der Brandruine nur noch den Kopf schütteln und etwas von den 100 Millionen fürs Kongreßzentrum murmeln.
B.D.
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