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Kampf gegen Mietwucher in Schwachhausen

■ Volksfürsorge will Miete um 25% erhöhen

Große Sorgen bereitet die Volksfürsorge Deutsche Lebensversicherung AG den MieterInnen von 87 Wohnungen in der H.H.Meier-Allee. Zum 1.April hat sie eine Mieterhöhung von 24,92 Prozent angekündigt. Am Montag abend wurde mit den Vertretern der Volksfürsorge und der Gewoba, die den Häuserkomplex treuhänderisch verwaltet, eine MieterInnen -Versammlung durchgeführt.

Um die Mieterhöhug zu rechtfertigen, hat die ehemals gewerkschaftseigene Volksfürsorge erst einmal viel Geld ausgegeben. Doch das 30.000 Mark teure Gutachten wurde von den fast vollständig erschienenen Betroffenen in der Luft zerrissen. „Das Gutachten stimmt nicht“, so Reinald Kownatzki vom SprecherInnenrat. Der Häuserkomplex wird in einem super Zustand in ruhiger Lage mit Garten beschrieben, die Mängel dagegen verschwiegen, obwohl diese dem Gutachter bei seiner Untersuchung Ende 1989 gezeigt wurden. Der „Garten“ beispielsweise entpuppt sich als Sportplatz hinterm Haus. Und, so

Kownatzki, in einem der 1963 gebauten Häuser seien so große bauliche Mängel, daß ständig die Wänden naß seien. Hellhörig sind alle Häuser. Kownatzki: „Wenn man ein Telefongespräch führen will, daß der Nachbar nicht mitbekommen soll, muß man in die Telefonzelle gehen!“

Über 90 Minuten konfrontierten die BewohnerInnen den Vertreter der Volksfürsorge mit dieser Realität. Der will nun den Einwendungen nachgehen, ohne allerdings ein Abrücken von der Mietforderung zu versprechen.

Möglich geworden war die drastische Mieterhöhung erst durch die Übernahme des wirtschaftlichen Risikos durch den Besitzer - sprich die Volksfürsorge. Vorher hat die Gewoba den Komplex gepachtet und durfte nach den Grundsätzen der Gemeinützigkeit nicht mehr als 5% pro Jahr die Miete erhöhen. Für nicht mietpreisgebundene Wohnungen darf nach dem Mietpreisgesetz die Miete bis zu 30% pro Jahr dem Marktwert angeglichen werden.

M.K.

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