: Hausers Lehrstückchen
■ S T A N D B I L D
(Studio 1, ZDF, Mittwoch, 20.15 Uhr) Der Sendeplatz um 20.15 Uhr war einst die Domäne des polternden Unikums Gerhard Löwenthal. Einer der Nachfolger des Alten ist Bodo H.Hauser. Beflissen anzusagen und mit gewichtig ins Spiel gebrachter Seriosität regelrecht zu präsentieren hatte er diesmal zwei Berichte über je ein „Kopfduell“, ein Neologismus, mit dem der Kampf der beiden Spitzenkandidaten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen um die jeweilige Landesvaterschaft gemeint war. Und hier nun zeigte sich die ganze Meisterschaft sublimer Einflußnahme, klammheimlicher Manipulation und infamer Montagekunst. Die Tendenz der Beiträge soll hier gar nicht gegeißelt werden; nicht daß jemand denkt, mir läge etwas an einem spezialdemokratischen Karriere- und Opportunistenverband wie der SPD. Gelobt werden soll hier einmal die traumhaft sichere Beherrschung der fernsehtechnischen Mittel, das gekonnte Ausschöpfen aller Möglichkeiten, die der Kombination von Text und Bild abzuringen ist. Da zeigten die AutorInnen den niedersächsischen Herausforderer Schröder bei einem Fußballspiel, und es kam ihrer Sache sehr zupaß, daß Schröders Mannschaft verlor. Im Gegenschnitt: Ein honoriger Albrecht als ökopolitischer Visionär, der einen LKW mit Rapsöl betankt und offenbar mit der Zapfpistole auch die Lösung aller landwirtschaftlichen und ökologischen Probleme in Händen hält. „Gerhard Schröder - der Mann, der Ministerpräsident werden will“, tönt es, kaum hörbar ist der warnende Unterton; dazu Bilder eines leger gekleideten Kandidaten beim Spaziergang mit Hund in ländlicher Umgebung. Wie anders dagegen Grandseigneur Albrecht: Überkorrekt, seriös eingeschnürt in Anzug und Krawatte. Aber der Landesvater ist auch Bauer. Dann trägt er Arbeitskleidung, und er geht nicht spazieren, sondern füttert emsig sein Vieh. Gelassener Kommentar des Sprechers: „Er muß nicht um alles oder nichts kämpfen...“ Das Spiel wiederholt sich mit Blüm und Rau. Die beiden Filmbeiträge sollten als Lehrstücke für geschickt plazierte Appelle an das Unterbewußtsein der WählerInnen, als suggestive „Beihilfe“ zum Wahl- resp. Kaufentscheid in das Lernprogramm angehender WerbefilmerInnen aufgenommen werden.
Herr Dittmeyer
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