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Ein bißchen weniger Gift strömt in der Elbe

Erfolgreiche Greenpeace-Aktion gegen Arzneimittelwerk / Abwässer gefährdeten Trinkwasser aus der Elbe / Wasserwirtschaftsdirektion Dresden ordnete Einleitungsstopp für bestimmte Schadstoffe mit sofortiger Wirkung an / Spontane Demonstration vor der Fabrik  ■  Von Beate Seel

Berlin (taz) - Eine für gestern von Greenpeace ins Auge gefaßte Besetzung des VEB-Arzneimittelwerks Dresden, das mit seinen Abwässern die Elbe vergiftet, brauchte gar nicht erst stattzufinden: Zur Überraschung der UmweltschutzaktivistInnen untersagte die Wasserwirtschaftsdirektion nach einem Gespräch dem Werk mit sofortiger Wirkung die Einleitung bestimmter belastender Stoffe in den Fluß. Dazu zählen unter anderem Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform, Chlorphenole, Benzol, Chlorbenzol, Brombenzol und polyzyklische Aromate. Seit gestern fließt nun ein bißchen weniger Gift in die Elbe.

Greenpeace hatte in den letzten zwei Wochen wiederholt auf die Gefährdung der Bevölkerung durch Trinkwasser aus der Elbe hingewiesen und eigene Untersuchungen durchgeführt, die eine hohe Belastung des Flusses ergaben. Am Donnerstag vormittag trafen sich die Greenpeace-Leute mit Herrn Theiss von der Wasserwirtschaftsdirektion Dresden, um ihn mit ihrer Forderung zu konfrontieren, die Einleitungen der Giftstoffe in die Elbe sofort zu unterbinden.

Während des dreiviertelstündigen Gesprächs gab Theiss zu, daß die von Greenpeace gemessenen Belastungswerte des Elbwassers mit den Ergebnissen seiner eigenen Untersuchungen übereinstimmen, und sprach sich für einen Einleitungsstopp aus.

Theiss und die Greenpeace-AktivistInnen zogen dann direkt zum Arzneimittelwerk, wo sie von rund zweihundert Dresdener BürgerInnen empfangen wurden, die sich zu einen spontanen Demonstration entschlossen hatten. Im Sitzungszimmer der Fabrik ließ Theiss im Beisein von Greenpeace und Journalisten vor Vertretern der Werksleitung und dem Betriebsrat die Bombe platzen und verkündeten das sofortige Einleitungsverbot für die genannten Schadstoffe.

Namentlich die Betriebsräte intervenierten heftig gegen die Entscheidungen und die Aktivitäten von Greenpeace - mit dem sattsam bekannten Argument der Gefährdung von Arbeitsplätzen. Wie die Greenpeace-Mitarbeiterin in Berlin, Heidi Rottenbach, gegenüber der taz erklärte, ginge es jedoch nicht um eine Schließung des Betriebs, sondern um eine Umstellung des Produktionsprofils.

Theiss hatte sich kürzlich in einem Interview mit der Lokalzeitung 'Union‘ für eine neue Strategie der Wasserwirtschaft ausgesprochen. Seinem Ansatz zufolge ist die Elbe schon so gut wie verloren, so daß es jetzt nur noch um die Frage gehen kann, wo man sauberes Trinkwasser herkriegt. „Ein erster Erfolg gegen diese Stratgie“, kommentierte Heidi Rottenbach denn auch die Entscheidung vom Donnerstag.

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