: Schüsse auf Demonstranten
■ Während der 1. Mai-Demo wurde mit einem Luftgewehr auf einen Demonstranten geschossen / Zwei Verletzte / Wüste Drohungen des TU-AStAs gegen die taz
Nach Angaben des Kreuzberger Ermittlungsausschusses sind am Dienstag nachmittag zwei Teilnehmer der „revolutionären 1. Mai-Demo“ durch mehrere Schüsse aus einem Luftgewehr, die von einem Balkon in der Neuköllner Reuterstraße abgefeuert worden sein sollen, verletzt worden. Der Polizei war davon gestern nichts bekannt. Die Nachricht von dem Vorfall war am Dienstag bereits am Ende der Demonstration über Lautsprecherwagen verbreitet worden, war bei einer ersten Nachfrage der taz am späten Dienstag nachmittag jedoch weder vom Ermittlungsausschuß (EA) noch der Polizei bestätigt worden. Gestern erklärte der Ermittlungsausschuß, ihm lägen inzwischen stichhaltige Informationen über den Vorfall vor: „Mindestens“ zwei Teilnehmer der Demonstration seien von Kugeln aus einem Luftdruckgewehr verletzt worden. Die Kugeln seien von autonomen Sanitätern „herausoperiert“ worden. Den Verletzten gehe es inzwischen wieder gut. Die Schüsse seien vermutlich von einem Balkon in der Reuterstraße/Lenaustraße abgegeben worden. Der EA ging davon aus, daß die Verletzten Strafanzeige erstatten werden, zuvor würden jedoch noch Zeugen gesucht.
Der AStA der TU und die „linke Liste im AStA TU“ nahmen den Vorfall gestern zum Anlaß um gegen die taz wüste Drohungen auszustoßen. Der Hintergrund ist, daß die taz in mehreren kritische Berichten gegen das Kreuzberger 1. Mai-Fest Stellung bezogen hatte, weil es wieder zu einer Straßenschlacht ausarten werde. Zwei der Berichte, die im Lokalteil unter Pseudonymen erschienen waren, stammten aus der Feder von zwei Berlinern, die die Kreuzberger Entwicklungen in den letzten Jahren sehr aufmerksam beobachtet hatten. Der AStA der TU beginnt seine Presseerklärung damit, daß auf der revolutionären 1. Mai -Demonstration mit einem Luftdruckgewehr geschossen wurde, und erklärte dann wörtlich: „Nach dem Mordanschlag auf Rudi Dutschke wurde von der damaligen Studentenbewegung (...) richtig analysiert: „Mitgeschossen hat Springer.“ Weiter heißt es wörtlich: „Wir glauben nicht, daß der diesjährige Schütze die taz liest, aber sie schafft die politische Stimmung dafür, sie redet faschistische Bürgerwehren ins Leben, sie bezeichnet Demoaufrufe als Lüge. Nach ihrer „Berichterstattung“ vom Vortag des 1. Mai, die diesen Namen nicht verdient und alle bisherige Hetze übertrifft, müssen wir die gleichen Schlüsse ziehen wie damals die Bewegung“. Die mit dem Namen Markus Stilo unterzeichnete Erklärung endet mit dem Satz: „Von drei Schüssen kam diesmal einer von der taz. Wir werden uns entsprechend verhalten.“
plu
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