: DDR-Ministerin: Fristenregelung bleibt
■ Experten sollen Sozialunion begutachten / Wer auf Tempo setzt, hat von der Situation nichts verstanden
Bonn (dpa) - Der Weg in die deutsch-deutsche Sozialunion sollte nach Auffassung der DDR-Ministerin für Familie und Frauen, Christa Schmidt (CDU), durch ein unabhängiges Expertengremium kritisch begleitet werden. „Wir müssen darauf achten, daß die soziale Komponente neben Wirtschafts und Währungsfragen bei der Einigung einen gleichberechtigten Platz bekommt“, sagte Schmidt auf einer Tagung des Deutschen Familienverbandes gestern in Bonn. Sie schlug dazu vor, einen Sachverständigenrat zur Begutachtung der sozialen Entwicklung einzurichten, in den Wissenschaftler aus beiden Teilen Deutschlands berufen werden sollten.
Angesichts großer Ängste in der Bevölkerung der DDR spiele die Familienpolitik bei der Umstellung eine große Rolle, sagte sie weiter. Dazu gehöre auch der Schutz des ungeborenen Lebens, für den sie uneingeschränkt eintrete. Dies sei aber nicht Sache des Strafrechts, betonte die Politikerin. Die in der DDR geltende Fristenlösung, nach der Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12.Woche straffrei sind, werde beibehalten. „Wer uns jetzt eine schnelle Änderung dieser Regelung empfiehlt, zeigt, daß er von der Situation der Menschen in der DDR wenig versteht“, sagte Frau Schmidt.
Ebenso müsse das Netz der Kinderbetreuungsstätten in der DDR erhalten und deren Qualität verbessert werden. Die Familien in der DDR seien darauf angewiesen.
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