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Grenzenlos nahverkehren

■ Stadtbahn kann wieder über Bahnhof Friedrichstraße durchfahren / Haltepunkt „Französische Straße“ bleibt wegen umfangreicher Bauarbeiten vorerst dicht

Ganz-Berlin. Mit dem allseits sehnlichst erwarteten Wegfall der Grenzkontrollen in und um Berlin am 1. Juli wird nach den Worten des BVG-Direktors Lorenzen auch für den städtischen Nahverkehr der Slogan „grenzenlos“ ein „nicht zu hoch gegriffener Begriff“ sein. Zusammen mit Vertretern der Reichsbahn und der Ostberliner BVB stellte die BVG gestern eine Reihe von Neuerungen vor.

So werden die S-Bahnzüge auf der Stadtbahnlinie S3 ab dem 2. Juli über den Bahnhof Friedrichstraße hinaus durchgehend wechselweise im 20-Minuten-Abstand von Wannsee nach Königs Wusterhausen und Erkner fahren. Die Fahrzeiten: 81 beziehungsweise 75 Minuten. In einem verdichteten Takt soll es ferner zusätzliche Verbindungen von Charlottenburg zum Flughafen Schönefeld (Fahrzeit 54 Minuten), von Schönefeld nach Friedrichstraße (41 Minuten), von Friedrichstraße nach Erkner (44 Minuten) sowie von Erkner bis Charlottenburg (57 Minuten) geben.

Damit werden erstmals seit dem Mauerbau am 13. August 1961 wieder regelmäßige S-Bahnverbindungen über die Grenzen von West-Berlin hinaus eingerichtet, so BVG und Reichsbahn stolz in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Planmäßig ab 1. Juli kann man dank des Fleißes der Ostberliner Bauarbeiter auch die 1961 geschlossenen Bahnhöfe der U-Bahnlinien 6 und 8 im Bezirk Mitte wieder eröffnen. Auf der Linie 6 von Alt-Mariendorf nach Tegel werden im Bereich Ost-Berlins die Bahnhöfe Stadtmitte, Oranienburger Tor, Nordbahnhof sowie Stadion der Weltjugend aufgemacht, auf der U8 von Leinestraße bis Paracelsusbad die Bahnhöfe Heinrich-Heine-Straße, Alexanderplatz und Weinmeisterstraße. Laut Ost-Berlins U-Bahn-Chef Böhm kann lediglich der Bahnhof Französische Straße noch nicht Anfang Juli wieder in Betrieb gehen, weil hier der gesamte Bahnsteigbelag und der Eingangsbereich zu erneuern ist. Spätestens am 1. August, so Böhm gestern, sind jedoch alle Arbeiten abgeschlossen.

Angekündigt wurden gestern ebenfalls neue und schnellere Busverbindungen in die Region und zwischen Ost und West. Einmal richtet die BVG gemeinsam mit der BVB einen sogenannten „Airport-Transfer“ (woauh, wie weltstädtisch. sezza) zwischen den Flughäfen Tegel und Schönefeld ein, obwohl nach Einschätzung des BVG-Busbetriebsleiters Jähnischen „augenblicklich kein großer Verkehrsbedarf zwischen beiden Flughäfen“ besteht (na was soll's. die nächste fahrpreiserhöhung gleicht's wieder aus. sezza). Die etwa zehn Busse, darunter vier Exemplare des von der BVG versuchsweise eingesetzten „Metroliner“ mit Kunststoffvollkarosserie, sollen zwischen Schönefeld und Tegel alle 30 sowie zwischen Bahnhof Zoo und Tegel alle 15 Minuten verkehren. Der stolze Preis: 15 beziehungsweise 7 DM. Ferner gibt es zum Beginn nächsten Monats eine neue Omnibus-Linie 38, die dann stündlich zwischen Rathaus Spandau und Potsdam rollt. Mit dieser Verbindung entfällt der langwierige Bus-Umweg über Zehlendorf.

thok

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