: Schassen und Vereinigen
■ Bildungsstadtrat (Ost) und Bildungssenatorin (West) auf gemeinsamer Pressekonferenz / Bildungssektor steht vor immensem Berg von Problemen
Ost-Berlin. Gestern vormittag fand im Grünen Saal des Roten Rathauses eine gemeinsame Pressekonferenz der (West -)Senatorin für Schule, Berufsausbildung und Sport, Sybille Volkholz, sowie des (Ost-)Stadtrates für Bildung, Dieter Pavlik, zu Fragen zukünftiger gemeinsamer Schulpolitik statt. Sie informierten über die Installierung von insgesamt zwölf verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppen, deren Auftrag es sein soll, im Hinblick auf die künftige Gesamtstadt Berlin die Zusammenführung beider Schulsysteme organisatorisch, strukturell und inhaltlich vorzubereiten. Diese Arbeitsgruppen treten in der Regel an die Stelle der verschiedenen Expertenkommissionen, die im Rahmen des Provisorischen Regionalausschusses gebildet wurden.
Schulsenatorin Volkholz stellte innerhalb der Veranstaltung Auszüge aus einer Dokumentation mit dem Titel „Aufbau und Struktur der Schulsysteme in Ost und West“ vor. Diese Bestandsaufnahme, so Frau Volkholz, belege, daß „die künftige Gesamtstadt Berlin gerade im Bildungssektor einen immensen Berg von Problemen vor sich haben wird.“
Über bereits vorhandene Probleme und Konflikte vornehmlich im Ostberliner Bildungswesen ging es dann in der anschließenden Diskussion. Dabei sorgte der Beschluß zur „Ausschreibung offener Schuldirektorenstellen“ für einige Aufregung. So werden entsprechend einer Ministerratsverordnung vom 30.Mai dieses Jahres sämtliche Schuldirektoren und ihre Stellvertreter per 31.August 1990 abberufen. Die Posten werden öffentlich ausgeschrieben, bewerben können sich sämtliche, sich für befähigt haltende Personen - einschließlich der erstmal gefeuerten Schulleiter. Die Bewerbungen haben unverzüglich, spätestens jedoch bis zum 22.Juni bei den entsprechenden Behörden vorzuliegen. Nach Prüfung der eingegangenen Bewerbungen stellen die Schulämter der Stadtbezirke die geeigneten Kandidaten einer Schulkonferenz vor. Ihr sollen Pädagogen, Eltern sowie Schüler der höheren Klassenstufen angehören. Auf die Frage, ob eine derartige Säuberung nicht ein ähnliches Vorhaben wie die „Aktion Besen“ des Innenstadtrats Krüger darstelle, antwortete Pavlick: „Der Begriff 'Aktion Besen‘ ist sicherlich sehr medienwirksam.“ Er sei jedoch der Meinung, daß das, was jetzt im Bereich des Bildungwesens vor sich geht, unbedingt notwendig sei. „Ich bekomme zur Zeit viele Briefe, so unter anderem auch von Mitarbeitern einer Erweiterten Oberschule in Köpenick. Darin beklagen sich die Lehrer, daß sich trotz der Wende nach wie vor die alte Schulleitung im Amt befinde, die die Lehrerschaft jahrelang ideologisch tyrannisiert habe.“
O.K.
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