: Gibt es Regen in Lesotho?
■ Blue Box Tag presents: VIDEOtour Salzgitter '90 / Zehn Kunstvideos
Der letzte Samstag im Monat ist Blue Box-Tag. Im Juli präsentiert die Veranstaltungsreihe die diesjährige VIDEOtour Salzgitter '90 mit einer Auswahl der Sammlung „VIDEOkunst Salzgitter“. So dröge sich der Name der ehemaligen Zonenrand-Stadt auch anhören mag, gerade hier hat sich in den letzten Jahren ein vielbeachtetes Festival etabliert. Günter Wallbrecht vom Veranstalter Blue Box, der an der etwa neunzigminütigen Auswahl aus dem dreistündigen Programm beteiligt war, legt auf die künstlerische und technische Vielfalt der Arbeiten Wert. Eine Einordnung in stilistische Schubladen ist daher weder möglich noch wünschens
wert.
So können wir bei der Betrachtung der insgesamt zehn Produktionen unseren Assoziationen freien Lauf lassen. Christine Dellbrügges und Ralf de Molls Flaggen ist so ein Fall. Von der ursprünglichen Laufzeit von 90 Minuten auf weniger als eine Minute reduziert, erreicht eine schnelle Abfolge von meistens recht unbekannten Staatsflaggen das Auge, denen jeweils ein Wort zugeordnet wird. Sagen wir: zur Flagge Lesothos das Wort „Teich“. Das lädt natürlich zu einer Fülle von Überlegungen ein. Erwartet Lesotho ( so es denn überhaupt Lesotho ist) eine fatale Regenzeit? Handelt es sich nur
um eine Allegorie? Dem Fluß unserer Gedanken sind allein durch die schnelle Folge der Flaggen-Wort-Kombinationen Grenzen gesetzt. Schon nach wenig mehr als einer Sekunde folgen „Kamputschea“ und “......“. Ich hab's vergessen.
Weniger Raum zur irreparablen Verknotung der Gehirnstränge bietet Volker Schreiners rhythmisch klar strukturierte Arbeit White Screen, so etwas wie der Geheimtip der Werkschau. Wie zerstöre ich eine Leinwand im Takt zu Hip-Hop -entlehnten Hacktönen? Hart, ganz hart. Das wirkt belustigend, geht in die wippenden Füße und macht einfach Spaß. Ulrike Rosenbachs
sehr anmutiges Video-Gemälde Der Wind meiner Träume zeigt auf dem geteiltem Bildschirm links eine weibliche Performance und rechts viel Himmel und Bäume. Dazu vernehmen wir laotische Gesänge, die entweder im Zusammenhang oder im Gegensatz zum sich ständig drehenden roten Herzen im Zentrum des Bildes stehen - 15 Minuten Besinnung.
Das abwechslungsreiche Programm bietet außerdem computergestütze Produktionen von Ingo Günther und Rolf S. Wolkenstein (s.Bild) sowie ein Arrangement von klassischer Strenge: Caroline Richters Die Rache meiner Mutter dokumentiert das fachfrauliche Zerlegen eines Fisches nach japanischer Art. Der Blick lohnt sich. Jürgen Franck
Samstag, 21 Uhr; Cafe Grün, Fedelhören 73
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen