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„Panikverkäufe“: Dollar auf Talfahrt

■ US-Devise sinkt unter 1,60 DM und nähert sich ihrem historischen Tief

Frankfurt (taz/dpa) - Der Kurs des amerikanischen Dollar rauschte am Dienstag in Frankfurt unter die Marke von 1,60 DM und wurde mit 1,5960 DM fixiert. Damit nähert sich die US -Devise ihrem historischen Tief vom 31. Dezember 1987, als sie mit 1,5815 DM in Frankfurt ihren bislang niedrigsten Wert erreichte.

Die Gründe für die aktuelle Dollar-Schwäche liegen auf der Hand: Das Vertrauen in Wirtschaft und Währung der USA ist zerstört. Prognosen besagen, daß das US-Haushaltsdefizit allein im Jahr 1991 um 169 Milliarden Dollar steigen wird. Letzte Woche gab das US-Wirtschaftsministerium bekannt, daß das Wachstum des Bruttosozialprodukts im zweiten Quartal 1990 auf Jahresbasis mit 1,2 Prozent unter den erwarteten 1,5 Prozent blieb. Die Vereinigten Staaten sehen sich nach acht Jahren des Wachstums mit einer drohenden Rezession konfrontiert. Eine Senkung des Zinsniveaus zur Belebung der Konjunktur, die die Regierung von der US-Notenbank Federal Reserve erhofft, würde jedoch den Wechselkurs des Dollars weiter gefährden.

Sinkende Zinsen in den USA und steigende Zinsen in Europa lassen besonders das kurzfristige Kapital aus dem Dollar aussteigen. Bei einer Summe von 700 Milliarden Dollar, die pro Tag rund um den Globus an den internationalen Devisenmärkten bewegt wird, schiele die Finanzwelt auf jede Stelle hinter dem Komma, so der amtliche Kursmakler in Frankfurt, Ulrich Hörstel.

Der Devisenhändler einer Großbank spricht von „Panikverkäufen“ bereits seit Unterschreiten der Marke von 1,6050 DM. Wie es weitergeht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen sehen den Dollar nach Unterschreiten der Marke von 1,60 DM „rapide nach unten“ rauschen. Andere glauben an eine Stützlinie bei 1,60 DM. „Beim historischen Tief sind die Notenbanken mit Stützungskäufen am Markt“, heißt es in Frankfurt. Davon könne keine Rede sein, hält Hörstel dagegen.

Auch in der Vergangenheit zeigte besonders die Deutsche Bundesbank nicht die Bereitschaft, die US-Währung bedingungslos zu stützen. Zudem hat die harte DM zur Zeit innerhalb des Europäischen Währungssystems um ihre Position zu kämpfen. Sie mußte bereits DM gegen spanische Peseten kaufen, um die Kurse innerhalb der Bandbreiten zu halten.

Noch im September 1989 kostete der Dollar mehr als zwei DM und wurde durch Eingreifen der großen Notenbanken gedrückt.

kasch

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