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Liebe, Himmel und Musik

■ Conny Geiger und Hans König mit Sommer-Liedern „Every night at Marcellos Bar“

Was tun Clarence und Paula bei dieser Affenhitze, um sich einigermaßen bei Laune zu halten? Sie erinnern sich an ihre Urlaubsreise auf den Virgin Islands. Da war die Liebe noch prall, der Himmel blau und die Bettwäsche duftete. Aber was soll's, hier ist Bremen und nicht der Pazifik, damit müssen sich die beiden abfinden.

Conny Geiger und Hans König, die mit ihrem sommerlichen Programm Every night at Marcellos bar im Cafe Lagerhaus in der Schildstraße das handverlesene Publikum mit dieser kleinen musikalischen Geschichte bei Laune hielten, hatten mit Auswirkungen des heißen Wetters zu kämpfen.

Ein größeres Auditorium hätte den Spaß am Spielen und am Zuhören mit Sicherheit vergrößert. Denn das Duo beschränkte sich nicht etwa auf das stimmliche Vermögen von Conny Geiger oder das akzentuierte Gitarrenspiel auf den elektrischen und halbakustischen Instrumenten des Theatre du Pain -Mitgliedes Hans König.

Was da so locker und entspannt begann, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einer sich verdichtenden Liedfolge mit vielen Breaks, kleinen Stimmduellen, Fingerartistiken auf den Saiten und philosophischen Songtexten.

Daß englisch gesungen wird, ist kein Zufall. König möchte mit sei

nen Inhalten Assoziationen wecken und bei den ZuhörerInnen Erinnerungsfetzen zurückholen. Was sich so trocken anhört, ist musikalisch eingerahmt ein feines Sommervergnügen.

Kühle Longdrinks schlürfend, können wir uns dem Titelsong des Abends hingeben, der wandlungsfähigen Stimme von Conny Geiger lauschen und dabei über den oder die Geliebte(n) sinnieren. Immerhin bedeutet Macello „Schlachter“, und die beiden KünstlerInnen reflektieren über die tatsächliche und die vermeintlich erreichbare Nähe zu einem Menschen.

Die Kurzweil kam an. Gegen Ende des Programms wollte das

Publikum jedenfalls immer mehr und wippte begeistert mit. „We're unbeatable“ intonierten die gelösten Zwei auf dem Podium, und es war ihnen zu glauben. Wer nicht alle englischen Texte verstand, hatte immer noch den unterhaltsamen Spaß an der komödiantischen Sangesweise, die ohne Affekthascherei auskam. Und wer mitdenken wollte, konnte auch das tun.

Über den „Camping Man“ in Italien zum Beispiel, dem Prototyp des deutschen Urlaubers, oder weiter über Clarence und Paula und ihre abgegriffene Liebe. Jürgen Franck

Heute abend noch einmal: 21.00 Uhr im Lagerhaus Schildstraße.

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