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Schampus oder Sekt?

Nicht mal Kaviar ist es gelungen, beim Verbraucher derartig zum Inbegriff des Luxus zu werden wie der Champagner aus dem kleinsten französischen Anbaugebiet auf dem Wege von Lothringen nach Paris. Begonnen hat es damit, daß der halbblinde Mönch Dom Perignon - in der Barockzeit war man irdischen Genüssen durchaus zugeneigt - ein Faß Wein zu lange vergären ließ, das Gebräu dann verkostete und beseeligt ausrief: „Mein Gott, ich trinke die Sterne!“

Die legendäre Veuve Cliquot hat sich später dieser Sterne angenommen und für ihre in der Champagne auf Flaschen gezogenen Schaumweine die Kunst des „Rüttelns“ erfunden. Mit Erfolg. Im Jahr 1814 wurde ein Frachter mit 12.000 Flaschen „Veuve Cliquot“ von Rouen nach Petersburg geschickt - die russische Armee war in Reims bei Waterloo stationiert gewesen und dort auf den Geschmack des Champagners gekommen.

Mittlerweile produziert die Sowjetunion jährlich etwa 400 Millionen Flaschen schäumende Weine. Nach Italien und Frankreich ist sie drittgrößter Weinerzeuger der Welt. Zu internationaler Berühmtheit hat es jedoch nur ein klassischer, nach dem Champagnerverfahren (Methode champenoise) hergestellter, mindestens drei Jahre gelagerter Sekt gebracht: der russische Krimskoje. Den Schaumwein von der russischen Halbinsel Krim kennt man hierzulande überwiegend als roten Sekt. Doch es gibt ihn auch als weißen in den Geschmacksrichtungen halbtrocken, trocken und brut.

Was ist nun der Unterschied zwischen Champagner und Sekt? Zunächst einmal der Preis: Billiger Sekt für ein paar Mark kommt von Billigtrauben und automatisierter Herstellung auf die schnelle. Im Gegensatz zum Champagner gibt es für die Sekt-Herstellung keine so strengen Regeln. Die EG hält für jeden Schaumwein nur eine lächerliche Definition bereit. So wird die Masse der Sekte in Riesenstahltanks erzeugt - nicht mehr im traditionellen Holzfaß - vorgeschrieben sind nur 21 Tage Lagerung, während die echte Champagnermethode zu einem Jahr Lagerung in Flaschen zwingt. Schaumwein nach der Methode champenoise macht aber noch keinen Champagner - auch in Frankreich gibt es schäumende Weine, als Vin mousseux oder Cremant nach dieser Methode hergestellt -, denn der echte Champagner kann nur aus dem Anbaugebiet Champagne kommen. Die selbstauferlegten Regeln der Champagner -Hersteller sind außerordentlich streng, die Einhaltung dieser Vorschriften werden genau kontrolliert. Nimmt man aber vergleichsweise eine Erzeugerabfüllung, von einem kleinen Winzer hergestellt nach der Champagnermethode, so kann sich dieser „Sekt“ durchaus neben echtem Champagner sehen lassen. Zudem ist er viel preiswerter.

Der Begriff Champagner wurde 1871 vom Versailler Vertrag ein für allemal für die Produkte aus der Champagne definiert. Deshalb bleibt auch der beste Schaumwein immer „nur“ Sekt.

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