DDR weist immer mehr Roma ab

■ Strenge Einreisebestimmungen lassen Hunderte aus Rumänien geflohene Roma in Nordböhmen stranden / In der BRD startet „amnesty“ eine Aktion gegen Oskar Lafontaines Asyl-Vorstoß

Berlin (taz) - In der DDR werden die Einreisebestimmungen gegen Roma aus Rumänien zunehmend restriktiver gehandhabt. Ohne förmliche Einladung und genügend D-Mark lassen die Grenzer niemanden mehr ins Land. Die Roma müssen noch in der CSFR den Zug verlassen. 580 Menschen hat die DDR in den letzten Tagen zurückgeschickt. Hundert sollen im letzten Moment die Notbremse im Zug gezogen und sich noch auf DDR-Gebiet in die Wälder geschlagen haben. Die Roma verlassen Rumänien, weil sie nach wie vor diskriminiert werden und die Versorgungslage ausgesprochen schlecht ist. Rund zwei Drittel der Flüchtlinge sind Kinder.

In der BRD mobilisiert jetzt „amnesty international“ (ai) gegen Lafontaine für den Schutz des Grundrechts auf Asyl. Eine Postkartenaktion soll SPD-Chef Vogel dazu bringen, den Vorstoß seines Genossen zu mißbilligen. Lafontaine will per Rechtsverordnung Staaten, insbesondere in Osteuropa, benennen lassen, in denen „nach allgemeiner Überzeugung“ keine politische Verfolgung mehr stattfindet. „ai“ weist darauf hin, daß auch in der UdSSR, in Bulgarien und Jugoslawien Menschen politisch verfolgt werden. Zwar meint auch „ai“, daß viele Asyl beantragen, ohne politische Verfolgung nachweisen zu können. Es sei aber zu fragen, „wie sich die Bundesrepublik gegenüber den Opfern nationalsozialistischer Gewalttaten und deren Nachkommen verhalten will.“ SEITEN 7 UND 8