Chipssyndrom oder Die monochrome Animation

■ „Bilder und Animation“ von Achim Heimbucher in der Villa Ichon

Bekanntermaßen scheiden sich ja über Definition und Zweck der Kunst die Geister. So wieder einmal geschehen am Dienstagabend in den altehrwürdigen Gemäuern der Villa Ichon am Goetheplatz.

Dort nämlich darf der Künstler Achim Heimbucher seine neunzehn Werke umfassende Ausstellung unter dem verheißungsvollen Titel „Bilder und Animation“ der Öffentlichkeit zeigen.

Bilder also. Mit solch bestechender Prägnanz tituliert Heimbucher das Ergebnis seiner Synthesen aus traditioneller Malerei - will heißen: Pinsel plus Farbe auf Leinwand - und Computergrafik ( HighTech-Art mit unheimlich vielen Knöpfen).

Achim Heimbucher, Jahrgang '42, in den ausgehenden Sechzigern Kunsterzieher in Hamburg und Stuttgart, Diplom in visuelller Kommunikation an der Ulmer Hochschule für Gestaltung und zur Zeit im hiesigen Institut für Bildung und Technik tätig - der Mann ist das, was man generell einen guten Kunstmaler nennen

könnte: Hängt doch zwischen all den (Computer-)„Bildern“ auch eine vierteljahrhundertalte Landschaftskomposition, die so gar nicht zu den monochromen, in kaltem Blau und tristem Grau dominierenden Werken passen mag. Sie hängt trotzdem, möglicherweise als Animation, den Künstler Heimbucher im Computerindividuum Heimbucher wiederzuerwecken: Da finden sich lebensfrohe Farben in idyllischer Harmonie voll Expressionismus und Charisma, eingerahmt in gutem, alten Holz.

Dagegen wirkt der Rest („Ich zerhaue Bilder, ich drehe sie durch den Fleischwolf“) im hochgezogenen Altbau unter nicht gerade hervorragender Beleuchtung reichlich deplaciert.

Hätte Achim Heimbucher doch Herz und Seele bei Palette und Pinsel gelassen! Aber wie das Leben nun mal spielt, ihm spielte es einen Streich und offerierte die geistlose Maschine eines Personalcomputers als Koproduzenten. „Das muß man erkunden“,

sagte sich daraufhin Heimbucher, tat's und verfiel seitdem dem Chipsyndrom.

Mit Hilfe eines Scanners werden seine Kunstwerke digitalisiert, durch mathematische Operationen weiterverarbeitet, anhand variabler Farbtafeln vermischt, verzerrt, verfremdet, bis - ja, bis Heimbucher (hier kommt der Mensch wieder ins „Spiel“) glaubt, „an die Nähe eines ästhetischen Produkts herangekommen“ zu sein: „Das ist es“, heißt es nun.

„Das war's dann wohl“, möchte man das Endergebnis kritisieren: Ästhetische Ansätze sind gegeben, aber an seine guten imaginären Intentionen reichen sie bei weitem nicht heran: Verzerrte Gesichter, Körper, die keine Gesichter, Körper mehr sind, skurril gewordene Gegenstände - Herr Heimbucher, Sie sind jemand, der das Wort KUNST in seinen über alles geliebten Personalcomputer eintippt in der Hoffnung... ja, wieso überhaupt?

Marcus Völke