: Todesverachtung in Dresden
■ DDR-Oberliga: Brutaler Kampf um die Bundesliga-Plätze
Berlin (dpa) — Der Kampf um die beiden Spitzenplätze in der DDR- Oberliga, die nach Saisonende zum direkten Aufstieg in die Bundesliga berechtigen, wird immer verbissener. Das Topspiel des Wochenendes zwischen Dynamo Dresden und dem FC Chemnitz (1:1) vor 10.500 Zuschauern im Dynamo-Stadion war überschattet von gnadenlosen Tritten, die verdeutlichen, mit welch harten Bandagen um die „Plätze an der Sonne“ gerungen wird. „Was sich Dresdens Spieler geleistet haben, grenzte an Todesverachtung“, beschrieb Chemnitz-Trainer Hans Meyer die Überhärte.
„In der Bundesliga wird technisch sauberer als in der Oberliga gespielt, wo jeder zweite Zweikampf in die Knochen geht“, sagte der bundesdeutsche Schiedsrichter der Partie, Wolf-Rüdiger Umbach, der selbst starke Kritik, vor allem von den Dresdnern, einstecken mußte, denen er kurz vor Schluß einen klaren Elfmeter verwehrte. Schiedsrichter-Beobachter Günther Mennig, ein ehemaliger FIFA-Schiedsrichter, attestierte Wolf-Rüdiger Umbach nach dem Spiel, „die Übersicht verloren zu haben“.
Dresdens Trainer Reinhard Häfner, der zum Saisonbeginn einen Aufstiegsfavoriten übernommen hatte und nun mit der Realität eines Mittelfeldplatzes leben muß, war verzweifelt: „Unsere Bundesliga- Einkäufe Lux und Allievi sind indiskutabel. Eigentlich dürfte ich sie überhaupt nicht mehr einsetzen.“
Während sich die Favoriten streiten, freuen sich die Außenseiter. Der FC Hansa Rostock verteidigte mit Erfolg seine Spitzenposition in der DDR-Fußball-Oberliga. Den Hansestädtern, jetzt mit einem bekannten bundesdeutschen Klebstoffhersteller als Sponsor ausgestattet und durch USA-Auswahlspieler Paul Caligiuri verstärkt, reichte bereits am Freitag ein 1:1 gegen Halle, um die Tabellenführung zu behaupten.
Am Ende der Tabelle trug der erste Trainerwechsel in der Oberliga- Saison Früchte: Der FC Berlin — wieder unter Leitung von Jürgen Bogs — erkämpfte am Samstag beim 3:3 in Magdeburg nach fünf Niederlagen seinen ersten Oberliga-Punkt.
Weiter auf Erfolgskurs steuert der FC Sachsen Leipzig. Die Mannschaft, die von Ex-Bundesligaspieler Jimmy Hartwig trainiert wird, gewann in Erfurt 1:0 und rückte damit vom vierten auf den zweiten Tabellenplatz vor.
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