: Gert Settje: „Das Cinema bleibt!“
■ Gerüchte über schwierige Finanzlage und Verkaufsüberlegungen kursieren
„Das ist absoluter Unsinn!“ empörte sich Gert Settje, leitender „Cinema“-Geschäftsführer und einer der sieben gleichstarken Kino-GmbH-Eigner, über das anhaltende Gerücht, er wolle das Cinema verkaufen und sei gar schon in Verhandlungen.
Das Cinema im Ostertor ist in der BRD das älteste Programmkino und steht seit 20 Jahren für Kult-und Politfilme, lange Filmnächte und cineastische Debatten und hat in allen Jahren fast regelmäßig die begehrten Bundesfilmpreise eingestrichen.
Der „Weserkurier“ hatte am Mittwoch mit der Meldung aufgemacht, das Cinema sterbe langsam, Settje wolle eine knappe Million dafür herausschlagen, und die konkurrierenden „Schauburg“-Betreiber hätten „ganz vages“ Übernahme-Interesse, nachdem ein Hannoveraner Kinobetreiber bereits „abgewunken“ habe.
„Wir sind nie ein reiches Kino gewesen, das geht bei 170 Plätzen auch gar nicht“, stellte gegenüber der taz Gert Settje klar, „aber wir haben nie Verluste gemacht. Müde Kinosommer werden im Herbst und Winter wieder wettgemacht.“ Weder habe es Verkaufsverhandlungen noch auch nur Gespräche oder Überlegungen zum Verkauf gegeben, erst recht keine Debatte über Ablösesummen: „Diese Meldungen sind völlig aus den Fingern gesogen, und mich als Geschäftsführer hat zu diesen Gerüchten überhaupt niemand gefragt.“
Settje-Sohn Thomas, im Cinema zuständig für Filmbeschaffung und Programmgestaltung, arbeitet auch für den Hannoveraner Hans-Joachim Flebbe, der bundesweit 80 Kinos betreibt. Thomas Settje: „Wenn ich Filme für Flebbe und für das Cinema einkaufe, kommen wir an Streifen, die uns kleinen Kinos sonst oft vorenthalten werden. Das ist ja gerade der Versuch, Cinema und die Gala in Bremen-Nord wieder richtig in Schwung zu bringen.“
Denn: Nicht jedes Kino bekommt auch umstandslos die Filme, die es von den großen Verleihfirmen haben will. In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, daß große Bremer Innenstadt-Kinos ihr Veto einlegen, wenn die Gala gutlaufende Streifen, alt oder neu, beim Verleih ordert. Motto: Die Bremen-NorderInnen sollen nicht im Gala gucken, sondern in die City fahren.
Nicht ganz so optimistisch wie sein Vater beschreibt Thomas Settje die ökonomische Lage und die Aussichten des Cinema: „Wie in der ganzen Branche liegen zwei schwierige Kino-Jahre hinter uns. Der Besucher-Rückgang ist da, und ein kleines Kino hat wenig Polster. Und besonders das Gala lief schlecht, weil wir an viele Filme nicht herankamen.“ Aktuell, so Thomas Settje, gebe es keine Verkaufsgespräche: „Was natürlich in 5 oder 10 Jahren ist, ist völlig offen. Natürlich ist es denkbar, mit großen Partnern anzubinden.“
Angeblich, so die kursierenden Gerüchte, habe es bereits jetzt zwei mögliche Kauf-Interessenten gegeben. Der Hannoveraner Hans-Joachim Flebbe, Kinomulti und Settje-Junior-Arbeitgeber, dementierte etwaige Übernahme- Absichten gegenüber der taz entschieden: „Da ist nichts dran. Das ist eine Ente.“ Der Geschäftsführer der Bremer Cinema-Konkurrenz „Schauburg“, Manfred Brocki, drückte sich dagegen zugleich vielsagender und blumiger aus. Zwar: Offizielle Verkaufsgespräche habe es tatsächlich nie gegeben. Aber Brocki bleibt dabei: „Wir haben gehört, aus verschiedenen Ecken, daß das Cinema verkauft werden soll. Aber als wir gehört haben, was es kosten soll, haben wir gleich abgewunken.“
Susanne Paas
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