Gegen parlamentarischen Alleingang

■ AL-Antrag für einen Hochschulbeirat zugestimmt, der über Veränderungen im Ostberliner Hochschulwesen beraten soll/ Kritik der Alternativen an der Wissenschaftskommission des Senats

Berlin. Die AL hatte in der leidigen »Abwicklungsdiskussion« um die Ostberliner Wissenschaftseinrichtungen versucht zu retten, was noch zu retten ist. Gestern wurde im Senat ihrem Antrag mit dem Stimmen von AL und SPD zugestimmt, einen Gesamtberliner Hochschulbeirat zu bilden, der verhindern soll, das Entscheidungen über Eingriffe und Veränderungen in der Hochschullandschaft im parlamentarischen Alleingang getroffen werden.

Gemäß dem Einigungsvertrag muß bis Ende Dezember feststehen, welche Hochschulen oder andere wissenschaftliche Einrichtungen vom Land Berlin übernommen werden und welche in einem »geordneten Verfahren aufzulösen sind«. Mit ihrem Antrag machte die AL zugleich ihre Kritik an der Zusammensetzung der Wissenschaftskommission für Berlin deutlich.

Die von der Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller eingesetzte Expertenkommission soll die Landesregierung bei der Neuordnung des Wissenschaftsstandortes Berlin und den notwendigen Entscheidungen beraten. Sie wird sich mit dem Status der sieben Ostberliner Hochschulen und einzelnen Fachbereichen, vorrangig Ökonomie, Agrarwissenschaften, Chemie, Veterinärmedizin, Biotechnologie, Sozialpädagogik, Lehrerbildung, Theologie und Psychologie, beschäftigen. Gerade deshalb aber wurde vor allem die verschwindende Minderheit — drei von 16 WissenschaftlerInnen — der VertreterInnen aus der ehemaligen DDR in der Wissenschaftskommission kritisiert. Daß Manfred Fricke, Präsident der FU, zum Vorsitzenden dieser Kommission ernannt wurde, würde ihn, so die AL zwingend in eine Rollenkonflikt bringen. Außerdem gehöre der Kommission nur eine Frau an. Die Professorin an der Humboldt-Universität, Rosi Will, sei auch schon genug als Vorzeigefrau herumgereicht worden, wie sie sagt. Wie die Zusammensetzung der Kommission erfolgte, weiß Rosi Will auch nicht. Diese Kommission sei auch nur ein beratendes Gremium, dem man nicht zuviel Bedeutung zumessen könne, denn letztlich wird im Abgeordnetenhaus entschieden. Trotzdem sei eine solche Kommission gut, da eine wirkliche Erneuerung der wissenschaftlichen Einrichtungen, schätzt Rosi Will ein, von innen heraus nicht möglich sei.

Inzwischen reagierte die Senatorin auf die nicht nur von der AL angebrachte Kritik an der Kommission. Es sollen noch zwei weitere Mitglieder in die Wissenschaftskommission aufgenommen werden, je ein Vertreter der bisher unterrepräsentierten künstlerischen und Fachhochschulen, wie die Pressesprecherin Christine Richter der taz mitteilte.

In dem von der AL geforderten Beirat können alle Hochschulen ihre Vertreter hineinwählen. Dabei sollen jedoch ProfessorInnen höchstens die Hälfte der Sitze erhalten. Auch Vertreter aus Politik und Gesellschaft sollen hier mitarbeiten. Entscheidend sei, so die Bildungsexpertin der AL, Hilde Schramm, daß mit diesem Beirat eine größere Öffentlichkeit für die folgenreichen Entscheidungen hergestellt und Gegenvorschläge erarbeitet werden können. Schließlich sind in den betroffenen Bereichen Tausende AkademikerInnen tätig. Anbau