: Geschmackvolle Mixtur aus Alt und Neu
■ Der Bremer Manholt Verlag feiert 5ten Geburtstag / Marktnische: Französische Literatur
Dirk Hemjoeltmanns
Presse und Publikumsreaktionen auf der Buchmesse haben gezeigt: Der Bremer Manholt Verlag genießt, nicht nur unter Kennern der Branche, hohe Reputation. Dirk Hemjoeltmanns, der Verleger, hat sich mit seiner Spezialisierung auf die zeitgenössische französische Literatur als „Kleiner“ unter den Verlagshaien durchgesetzt. Zwar ist das Budget weiterhin arg begrenzt und mehr als acht Buchtitel pro Jahr sind mit nur einem Mitarbeiter nicht zu machen, doch finden Kontinuität, das Gespür für reizvolle Novitäten und die qualitativ durchweg hochwertige Ausstattung im Absatz (Auflagen von 3.000 bis 10.000 Exemplaren) ihren wohlverdienten Niederschlag.
Foto: Sabine Heddinga
Das ambitionierte Programm ist breit gestreut und vereint so unterschiedliche Autoren wie George Sand, Georges Perec, Emmanuel Bove und Joris-Karl Huysmanns. Ein Ziel der Verlagsarbeit ist es, sogenannte Klassiker, die oft nur in schlampigen Übersetzungen vorliegen, textadäquat neu zu edieren. Zwar sind auch gute Übertragungen nur Annäherungen an den Original- Text, doch können sie so manchen stumpfen Edelstein zum Funkeln bringen.
Eine weitere inhaltliche Schiene ist die Herausgabe moderner Klassiker. Georges Perec beispielsweise, zeit seines kurzen Lebens atemlos dem Erfolg hinterherschreibend, ist hierzulande durch seine verwirrenden Sprachphantasien und Alltagsbeschreibungen der Durchbruch gelungen.
Der für den umtriebigen Verleger bei weitem spannendste Aspekt seiner Arbeit bleibt das Aufspüren von Neuentdeckungen in ihrem sprachlichen Mutterland. Zielsicherer Geschmack, Erfahrung und Intuition sind die Garanten für einen guten Griff. Manchmal steht für ihn schon nach wenigen Seiten fest: Das ist es. Natürlich wird die Katze nicht im Sack gekauft und die eigentlichen Nervereien beginnen erst mit der Produktion.
Die zeitgenössischen Autoren, wenngleich oft keine Youngster mehr, zeichnen sich aus durch Radikalität des Sujets, kompromißlose Handhabung der Sprache und technische Brillianz. Auch hier gibt die Mischung den Ausschlag. Pierre Michon, ein libertärer Freidenker, baut Wortkaskaden zu monumentalen Bildern auf, die ihren Reiz aus der ungewöhnlichen Montage von Gedankengängen beziehen. So geschehen in seinem Buch „Das Leben des Joseph Roulin“. Eine subtile Studie der Beziehung zwischen Van Gogh und einem Briefträger, der ihm Modell sitzt. In Frankreich wird der Autor als große literarische Hoffnung gehandelt und Manholt hält bereits die Optionen auf die Herausgabe seiner weiteren Bücher.
Auch das Herbstprogramm, das demnächst in die Buchläden kommt, verbindet klassische Moderne (die Neu-Übersetzung des einzigen Romans von Alain Fournier, „Der große Meaulnes“) mit Autorenpflege (Perec, „Träume von Räumen“) und einem großen Unbekannten (Ludovic Janvier, „Ich, Ungeheuer“), der eine Bombe von fulminanter Sprengkraft gelegt hat. Unerschrockene Leser mit Sinn für schwärzesten Humor und Sätze, die leicht dahertänzeln, aber wie Hammerschläge wirken, werden bestens bedient.
ein abschließendes Wort zur gestalterischen Ästhetik. Der Graphiker Frank Bornemann versteht es, mit feinem Strich die inhaltliche Atmosphäre zu visualisieren. Die ausnahmslos von ihm gestalteten Einbände geben den Büchern den unaufdringlichen Hauch von Kunstwerken. Und das ist keine leere Versprechung. Per Hansen
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