: Israel fühlt sich alleingelassen
Israelisch-amerikanische Allianz wird durch scharfe antisowjetische Töne beschworen Im Gegenzug verlangt Jerusalem größere Unterstützung Washingtons gegen die UNO ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Die sowjetischen Friedensbemühungen im Golfkonflikt stoßen in Israel auf wenig Gegenliebe. Jossi Ben Aharon, Chef des Büros von Ministerpräsident Schamir, beschuldigte die Moskauer Führung gar, zur althergebrachten Nahost-Politik der Sowjetunion zurückzukehren. Gorbatschow, so Ben Aharon, spitze die Gegensätze der Großmächte zu. Gleichzeitig manövriere sich der Kreml in eine Position zwischen Bagdad und Washington. Dies aber sei nur ein erneuter Versuch, die Führungsrolle in der arabischen Welt zu übernehmen und Israel sowie die USA zu isolieren. Konkret arbeite die Sowjetunion also darauf hin, den unbestreitbaren politischen Erfolg der Amerikaner im Zusammenhang mit der Golfkrise zu neutralisieren und sie um die Früchte ihrer Bemühungen zu bringen.
In Jerusalem wünscht man nun eine politische Demonstration der amerikanisch-israelischen Allianz. Es wird der Wunsch ausgesprochen, US-Außenminister Baker möge doch bei seiner anstehenden Reise durch Europa, Saudi-Arabien und diverse Golfstaaten auch Israel einen Besuch abstatten. Denn seit Ausbruch der Golfkrise haben es hochrangige US-Regierungsmitglieder vermieden, dorthin zu reisen. Auch einflußreiche, pro-israelische Kreise in den USA haben sich bereits für einen Baker-Besuch in Israel eingesetzt.
Bereits in der vergangenen Woche hat der US-Kongreß zusätzliche Mittel in der Höhe von 700 Millionen Dollar zur Finanzierung von israelischen Militärprojekten gebilligt. Das israelische Finanzministerium will außerdem in Kürze der Knesset ein Zusatzbudget zur Abstimmung vorlegen, in dem 500 Millionen Schekel (circa 700 Millionen Dollar) für zusätzliche Militärausgaben, die im Rahmen der Golfkrise nötig geworden seien, verlangt werden.
Doch die amerikanische Israel- Hilfe beschränkt sich nicht nur auf pekuniäre Zuwendungen. Wie die Tageszeitung 'Alhamishmar‘ in ihrer gestrigen Ausgabe berichtete, haben US-Präsident Bush und sein Außenminister Baker der israelischen Regierung angeblich zugesichert, für den Fall, daß es zu einer Sanktionsresolution des UNO-Sicherheitsrates gegen Israel kommen sollte, von ihrem Veto Gebrauch zu machen. Wegen ihrer Weigerung, eine Mission des UNO-Generalsekretärs zu empfangen, die die Umstände des Massakers vom Tempelberg untersuchen soll, befürchtet die Schamir- Regierung eine solche Resolution.
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