BBK behindert und abgeurteilt

■ Betr.: „Waller, Teil III“, taz vom 14.11.90

Immer wieder kommt uns Herr Waller mit der schönen freien Marktwirtschaft, in der wir als Künstler bestehen müssen.

Das ist für Maler, die rechteckig, praktisch und verkaufsorientiert arbeiten, ja verständlich.

Aber Herr Waller hat anscheinend von Entwicklungen in der Kunst wie Installationen, Performance, Prozeßart... noch nichts mitbekommen, die lassen und wollen sich nicht so einfach vermarkten. Der Staat sorgt mitlerweile für so viele Bereiche des öffentlichen Lebens, die Kunst gehört dazu.

In Ermangelungen positiver Zustimmung zu seinen Verelendungstheorien holt Herr Waller dann nochmal Versäumnisse der KünstlerInnen bzw. ihres Verbandes BBK aus der Mottenkiste.

Wir haben uns angeblich nicht genug eingesetzt. Wenn der BBK zu schwach ist, liegt das vor allem daran, daß einige Künstler, nachdem sie zu Ruhm, Geld und Posten gekomen sind, nicht mehr mit uns zusammmen arbeiten, sondern uns eher behindern und aburteilen.

Die notwendige Solidarität in der Sache fällt Ellenbogenkünstlern, wie sie Waller als Idealbild hinstellt, natürlich schwer.

Bei diesen ständigen Showinterviews und Selbstdarstellungen wird viel Energie verschwendet, die man lieber für sachliche Diskussionen und Durchsetzungen gemeinsamer Forderungen nutzen sollte. Die alltägliche konsequente Arbeit hinter den Kulissen ist eben nicht jederMANNs Sache.

Elke Prieß