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»Das ist die Quittung für Rot-Grün!«

■ Die taz sprach am Wahlabend mit SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt INTERVIEW

taz: Das Ergebnis ist schlimmer, als Sie es befürchtet haben. Woran hat es gelegen?

Staffelt: Das ist die Quittung für die Politik der rot-grünen Koalition — anders ist das wohl kaum zu erklären.

Was war denn falsch an dieser Politik?

Das ständige Dahinwabern und der ständige Streit ist den Leuten auf die Nerven gegangen...

Wer war schuld an dem Streit? Die AL?

Wie das in einer Ehe ist, soll man nicht nur einem Partner die Schuld zuschieben. Aber die AL hat sicher einen sehr, sehr großen Anteil daran, weil sie einfach nicht kapiert hat, daß Reformen nur schrittweise zu machen sind und man eine Koalitionsvereinbarung nicht innerhalb weniger Monate total umsetzen kann — koste es, was es wolle.

Wahlumfragen vor der Räumung der Mainzer Straße deuteten noch auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD hin...

Ich weiß nicht, wo sie solche Umfragen herhaben...

Von Ihren Parteimitgliedern.

Na, die werden's ja wissen. Ich kann Ihnen nur eines sagen: In meinem Wahlkreis in Marienfelde habe ich wochenlang auf der Straße gestanden. Viele Leute haben immer wieder gefragt, ob wir Rot-Grün weitermachen. Viele haben den sogenannten »Momper-Wortbruch« ins Feld geführt. Es gab eine tiefe Verunsicherung bei einem Teil unseres rechten Wählerpotentials. Die Räumung der Mainzer Straße scheint mir die weniger wichtige Frage zu sein.

War Rot-Grün von Anfang an ein Fehler, weil Sie Ihren Stammwählern zu viel zugemutet haben?

Das ist nicht die Frage. Die Frage ist, welche praktische Politik man betreibt und ob man die Menschen damit überfordert. Und ob man in der Lage ist, zu begreifen, daß bestimmte Vorhaben nur Schritt für Schritt zu realisieren sind und daß es neben den Interessen von zehn Prozent AL-Wählern auch noch die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung gibt [die mehrheit will zum beispiel mietpreisbindung und keine pro forma gesetzesübernahme. ihr schmückt euch mit falschen federn! sezza].

Werden Sie jetzt in einer großen Koalition gezwungen sein, Ihre Reformen zurückzunehmen?

Nun wollen wir erst mal abwarten, was kommt.

Man hört, Sie würden in den Senat aufrücken und Herr Momper würde Fraktionschef?

Wer das alles erzählt. Man sollte erst nach den Gesprächen über die Inhalte klären, wer welche Funktionen wahrnimmt.

Ist Rot-Grün auf absehbare Zeit gestorben als Reformprojekt?

Ja, natürlich ist das gestorben. Die AL sollte mal darüber nachdenken, ob sie nicht ihre Strukturen ändern und sich vielleicht etwas stärker den Realitäten zuneigen sollte. Gespräch: Hans-Martin Tillack

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