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Konfrontation ist angesagt

■ betr.: "Gerechte Strafe", Kommentar von Walter Jacobs, "Weg von der Basokratie", Interview mit joschka Fischer, taz vom 4.12.90

betr.: „Gerechte Strafe“, Kommentar von Walter Jakobs, „Weg von der Basokratie“, Interview mit Joschka Fischer,

taz vom 4.12.90

[...] Leider schlachten gerade die Leute das Wahlergebnis für ihre Zwecke aus, die doch offensichtlich dafür verantwortlich sind, und werden von den KommentatorInnen und SchreiberInnen der taz auch noch unterstützt! Das Rotationsprinzip sei daran schuld, Persönlichkeiten, die das bisherige Meinungsbild prägten, seien zu sehr in den Hintergrund gedrängt worden; merkt denn niemand, daß es um die grüne Politik in ihren Grundsätzen geht, die nun mal in den letzten Jahren realpolitisch bestimmt war? [...]

Alle Funktionen der Grünen haben andere Parteien in der einen oder anderen Form übernommen, und die Grünen haben ihrerseits auch einen gewissen Anpassungsprozeß, von vielen als Reifeprozeß verkauft, hinter sich gebracht. [...] Logisch weitergedacht, haben die Grünen keinerlei Funktion mehr mit ihrem jetzigen Meinungsbild. Immer weniger machen sich Gedanken darüber, ob das Wählen des geringeren Übels überhaupt Sinn macht.

In Deutschland herrscht der Konservativismus, das Ellbogendenken, der Nationalismus, die Ausländerfeindlichkeit, die Intoleranz, die materiellen Werte als Lebensglücksdefinition — kurz, die Spießer haben das Ruder in der Hand. Was nützen da eine Antje Vollmer, ein Joschka Fischer, ein Daniel Cohn-Bendit, die sich prima mit SPDlern im Fernsehen verstehen?

Es geht nicht um eine „Erneuerung der Betonköpfe“, es geht um eine linksradikale, logische Politik, um eine Partei, deren Repräsentanten endlich mal die Zähne auseinanderkriegen, dem Establishment Paroli bieten und den Politikern ihr Gefasel um die Ohren schlagen! Keine „Sie haben ja recht, aber...“-Politik und Kompromißkoalitionen, sondern Konfrontation ist angesagt angesichts der vielen Probleme in Deutschland und in der Welt. [...] Marc Scheffer, Saarbrücken

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