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WAA-Gegner schielen über die Grenze

Nach dem Aus für Wackersdorf wollen Atomgegner aus der Oberpfalz ein AKW in der CSFR stoppen  ■ Von Bernd Siegler

Die Atomgegner aus der Oberpfalz geben sich nach ihrem Erfolg gegen die WAA Wackersdorf mit ihrer Veteranenrolle nicht zufrieden. Zukünftig wollen sie mit dazu beitragen, den Widerstand gegen Atomkraftwerke in der CSFR zu unterstützen. Ein Dorn im Auge ist ihnen insbesondere das im Bau befindliche AKW Temelin in der Nähe von Ceske Budejovice (Budweis), nur knapp 200 Kilometer von Regensburg entfernt. Eine Delegation von zehn Mitgliedern der Oberpfälzer Bürgerinitiative gegen die WAA (BI) informierte sich am Wochenende vor Ort und mußte feststellen, daß sie „sehr, sehr freundlich auf Granit gestoßen ist“, so Klaus Pöhler, Pressesprecher und Vorstandsmitglied der BI. „Es gibt keine Antiatombewegung in der CSFR, sondere viele Einzelkämpfer und die wissen nicht, ob sie uns wollen oder nicht“, faßte er die Gespräche mit tschechoslowakischen Grünen, Vertretern der Stadt Ceske Budejovice und Einwohnern von Temelin zusammen. Selbst in der Regierung sei das Projekt Temelin umstritten. So habe sich der CSFR-Umweltminister gegen das AKW ausgesprochen und das südböhmische Parlament habe Anfang November die Fertigstellung der Blöcke 3 und 4 abgelehnt.

Insgesamt sollen, etwa einen Kilometer von dem 400 Einwohner zählenden Ort Temelin entfernt, vier Reaktorblöcke vom Typ WWER-1.000 mit einer Gesamtleistung von 4.000 Megawatt entstehen. Auch deutsche Unternehmen mischen bereits mit, die zu Siemens gehörende Kraftwerkunion (KWU) ist für die gesamte Leittechnik zuständig.

Das Öko-Institut in Darmstadt hält den Typ WWER-1.000, der auch für das geplante AKW in Stendal in der Ex-DDR vorgesehen war, für mit „grundlegenden Konstruktionsfehlern“ behaftet. Es könne „ähnlich wie bei Tschernobyl zu katastrophalen Unfällen“ kommen.

Der erste Block in Temelin soll 1994 ans Netz gehen, der zweite ist zu einem Drittel fertig. Die Arbeiten an den Blöcken 3 und 4 ruhen derzeit. Um genügend Kühlwasser zur Verfügung zu haben, wurde eigens die Moldau bei Temelin aufgestaut.

Trotz dieser Dimensionen sind sich, so berichtete Klaus Pöhler, nicht einmal die CSFR-Grünen in der Ablehnung von AKWs einig. AKW- Befürworter in der Partei argumentieren mit der katastrophalen Luftverschmutzung durch die Braunkohlekraftwerke und liegen damit auf einer Linie mit der Temelin-Betreibergesellschaft. „Temelin steht für ein gesundes Böhmen“, heißt es auf den Werbetafeln.

So blieb als einziges konkretes Ergebnis des Besuchs der BI-Delegation der Wunsch, den Informationsaustausch zu vertiefen. Dazu soll Ende Februar ein gemeinsames Seminar zu Fragen der Technik und Sicherheit von AKWs in Furth im Wald stattfinden. Die für März zusammen mit österreichischen AKW-Gegnern geplante Protestaktion, die Baustelle Temelin mit dem größten Transparent der Welt zu umspannen, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, eine internationale Demonstration vor Ort soll frühestens im Herbst stattfinden. Trotz der Zurückhaltung auf tschechischer Seite war BI-Sprecher Pöhler mit dem ersten Gedankenaustausch zufrieden. So wurde vereinbart, „in den nächsten Monaten“ in Ceske Budejovice ein „Energiebüro“ aufzubauen. Dort sollen dann die Fäden zwischen den AKW- Gegnern aus der CSFR, Österreich und Deutschland zusammenlaufen.

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