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Vorwärts in die Vergangenheit?

■ Hessische Sozialdemokraten predigen vor den Landtagswahlen als Oppositionspartei den Ausstieg aus der Plutoniumproduktion

Frankfurt a.M. (taz) — Hans Eichel ist ein honoriger Mann. Mit seinem Schattenkabinett will der brave Nordhesse im Januar Walter Wallmann (CDU) vom Ministerpräsidentensessel kippen und — nach einer Legislaturperiode der Abstinenz — die hessischen Sozialdemokraten wieder zurück an die regierungsamtlichen Futterkrippen führen. Um den rechten Rand der sozialdemokratischen Stammwählerschaft der 80er Jahre auch 1991 eintüten zu können, sagt Eichel nicht, mit welcher Partei er nach der Wahl zu koalieren gedenkt.

Politisch schlagen die hessischen „Sozis“ allerdings Pflöcke in die Wahlkampflandschaft, deren Spitzen eindeutig in den rot-grünen Himmel weisen: Sie wollen die Plutoniumfabrik der Weltfirma Siemens im südhessischen Hanau abschalten — besonders nach dem großen Knall im Mischoxid-Brennelementewerk gleich in der Nachbarschaft. „Tickende Zeitbomben“ seien sie, die hessischen Atomfabriken in Hanau und Biblis. Daß die Sozialdemokraten für diese „unerträglich lange Kette von Katastrophen und Pannen“ gerade in Hessen und auch in der gesamten Republik mit die Verantwortung zu tragen haben, wird verschwiegen. Gerade die Skandal- und Störfallbetriebe in Hanau könnten längst Historie sein, wenn nicht diese hessische SPD im Jahre 1987 der Plutionuimfabrik Alkem die Stange gehalten hätte und so in Wiesbaden den rot-grünen Koalitions-GAU provozierte — gegen die eigene Parteiprogrammatik. Wie gesagt: Hans Eichel ist ein honoriger Mann. Und — der geläuterte Glaube kann schließlich auch (Uran-) Berge versetzen. Klaus-Peter Klingelschmitt

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