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Experten warnen vor Gegenschlag

 ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Trotz der Möglichkeit, daß im Kriegsfall irakische Raketen auch Israel treffen, sind die Gefahren für Israel dabei gering, meint General D. R. Aaron Yariv, Chef des Instituts für Strategische Studien der Universität Tel Aviv. Yariv, ehemaliger Chef des militärischen Geheimdienstes, äußerte sich im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Jahrbuchs 89/90 seines Instituts. Das Buch analysiert die Streitkräfte und militärpolitische Entwicklung der Staaten des Nahen Ostens. Nach Ansicht General Yarivs sind sowohl Bush als auch Saddam Hussein daran interessiert, eine für sie „ehrenvolle“ Lösung ohne Krieg zu erzielen. Doch könne die Tatsache, daß sie einander und ihre in ganz verschiedenen Kulturen wurzelnden Signale mißverstehen, zu einer militärischen Auseinandersetzung führen In jedem Fall müsse Israel auf einen Angriff durch den Irak noch vor dem 15. Januar vorbereitet sein. General Yariv rät der Regierung, hier womöglich nicht zurückzuschlagen, damit Israel nicht dazu beiträgt, den Krieg zwischen Amerika und Irak in einen Krieg zwischen Arabern und Israel zu verwandeln. Denn daran sei Saddam Hussein vor allem interessiert.

Was die Strategen hier besonders interessiert, ist die Zukunft des Königreichs Jordanien. Israel sieht in Jordanien einen wichtigen Pufferstaat. Fall sich Jordanien nicht verteidigt, wenn Iraks Kampfflugzeuge oder Raketen den jordanischen Luftraum verletzen, „bedeutet das das Ende Jordaniens, wie wir es heute kennen“, meint Joseph Alpher, stellvertretender Chef des Strategischen Instituts in Tel Aviv. Auch General Yariv hält Jordaniens Existenz als effektive Pufferzone zwischen Irak und Israel für den entscheidenden Faktor für Israels Strategie. Aus den Bemerkungen der Experten geht hervor, daß Israel von Jordanien erwartet, „stillzuhalten“, wenn Israel gegen den Irak operiert, daß Jordanien sich einer irakischen Intervention gegen Israel jedoch entgegenstellt. Jedenfalls hat Israel Jordanien in der letzten Zeit wiederholt streng gegen jede weitere Annäherung an den Irak gewarnt. Es ist kein Wunder, daß König Hussein in erster Linie daran interessiert ist, einen Golfkrieg zu vermeiden, in den Israel bestimmt in irgendeiner Form verwickelt sein wird. Einstweilen sind sowohl höchste Regierungs- als auch Militärstellen in Israel überzeugt, daß „alle Wege zum Golfkrieg führen“ und daß mit großer Wahrscheinlichkeit Saddam Hussein versuchen wird, Israel in den Krieg zu verwickeln. Diesbezüglich sind die Prognosen des Instituts für Strategische Studien in Tel Aviv optimistischer. Dort herrscht die Meinung vor, daß eine nichtmilitärische Lösung am Golf weiterhin möglich ist und angestrebt werden sollte. Allerdings herrscht dort ein politisches Klima, das keineswegs mit dem der Schamir-Regierung übereinstimmt. Der israelischen Regierung wurde gestern ein Bericht vorgelegt, nachdem Amerika jetzt von der Überlegenheit der am Golf vorhandenen USA-Truppen überzeugt ist und die Kriegsvorbereitungen dementsprechend fortschreiten. Minister David Magen erklärte, daß die jetzige jordanische Haltung „unakzeptabel ist und nicht geduldet werden kann“. Er sagte (in der Regierung) voraus, daß „der Krieg im Golf das jordanische Problem ein für allemal erledigen wird“. In Jerusalem nimmt man in Regierungskreisen an, daß Saddam Hussein in jedem Fall beabsichtigt, Israel in einen Konflikt zu ziehen, der hier unvermeidbar erscheint.

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