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Freiwild für die Presse

■ Gestern zogen die Afrikaner auf ihr Wohnschiff im Allerhafen

Medienblick auf einen passiv bewaffneten AsylbewerberFoto: Jörg Oberheide

Solchen Medienrummel hatten sie nicht erwartet, die Schwarzafrikaner, die gestern „ihr“ Schiff im Allerhafen bezogen. Angekündigt hatte man ihnen, daß Journalisten dabeisein würden. Akzeptiert hatten dies aber nur wenige. Und wehren konnten sie sich nicht. Schon als der Bus um die Kurve bog, waren die Kameras auf sie gerichtet. Noch bevor sie ihr Schiff überhaupt betreten, ihre Zweimann-Kabinen unter Deck besichtigen konnten, schwappte ihnen eine Schallwelle aus dem Klicken und Surren der Kameras entgegen.

Der Rundgang durch's Schiff

hierhin das Foto

von dem Schwarzen

mit verbundenen Augen

in Behördenbegleitung — vergessen. Die von der Bremer Feuerwehr staunend gelobten Feuerschutztüren des schwedischen Hotelschiffs — unbeachtet. Die Gespräche mit dem schmuck herausgeputzten Schiffstechniker — unwichtig. Das streitbare Plädoyer der Awo-Fachfrau König, auf keinen Fall mehr als 120 Leute auf dem Schiff einzuquartieren — es verhallt ungehört im Durchgang zwischen Ober- und Unterdeck.

Interessant sind nur noch die dunkelhäutigen Asylbewerber: Wie sie ihre Habseligkeiten in blauen Plastiksäcken, schützend vor den Bauch gepreßt, über die

Gangway schieben. Wie sie sich mit hochgeschlagenen Mantelkragen, Schals, Kapuzen und Sonnenbrillen vor den Gaffern vermummen. Wie sie sich ihre Zimmernummer zuteilen lassen, die Betten und Duschen begutachten, das Oberdeck erkunden. In dieser ersten Stunde nach ihrem wochenlangen Bunkerdasein sind sie Freiwild für die Presse.

Ein Dreierclübchen sitzt unterdessen unbemerkt in der hintersten Ecke des Speisesaals. Draußen dreht ein Schlepper bei. „Living-TV“, und die Sonne scheint auch noch rein. Im Bunker gab–s nur Flimmerfernsehen. ra

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