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Gericht soll Autos von Havel fernhalten

■ Grüne/AL kündigen Klage gegen CDU-Pläne zur Öffnung der Havelchaussee für den Autoverkehr an/ Kosten für umfassenden Grundwasserschutz werden auf mindestens dreißig Millionen Mark geschätzt

Berlin. Der Sprecher des Umweltbereichs der Grünen/AL, Hartwig Berger, hat jetzt gegenüber der taz angekündigt, vor dem Verwaltungsgericht mit juristischen Mitteln eine Wiedereröffnung der Havelchaussee für den Autoverkehr verhindern zu wollen. Eine Handhabe bieten die Ausführungsvorschriften zum Berliner Straßengesetz, nach denen an Straßen in Wassergewinnungsgebieten besondere bautechnische Anforderungen zu stellen sind.

Die CDU will das im vergangenen April gesperrte Straßenstück zwischen der Großen Steinlanke und der Lieper Bucht lieber heute als morgen den Autoflaneuren wieder öffnen. Nach der Koalitionsvereinbarung ist das auch möglich. Ob es in absehbarer Zeit aber zum wasserschutzgerechten Ausbau der Waldstrecke kommt, steht in den Sternen. Dafür fehlt schlicht das Geld. Auf Drängen der Christdemokraten wurde im Koalitionspapier auch offengelassen, wann ein solches Grundwasserschutzprogramm verwirklicht werden soll. Man einigte sich nur auf »weitere Maßnahmen«, wozu insbesondere der Umbau der Parkplätze und das Verbot des Transports wassergefährdender Flüssigkeiten zählen.

Klar ist, daß die Berliner Christdemokraten verkehrspolitisch Flagge zeigen möchten. Es gehe schlicht darum, einen »demonstrativen Akt« der Rot-Grünen rückgängig zu machen, meinte der CDU-Abgeordnete Rainer Giesel. Sobald das Zehlendorfer Bezirksamt dazu komme, die Sperrschilder abzubauen, müsse die Waldtrasse aufgemacht werden, erklärte der verkehrspolitische Sprecher seiner Fraktion. »Irgendwann« würde es dann schon Gelder für den Wasserschutz geben. Giesel zufolge müsse »mit Blick auf die Haushaltslage« überlegt werden, welche Maßnahmen aufschiebbar sind. Schließlich sähen selbst die Wasserbetriebe »keine hundertprozentige Notwendigkeit« für den Grundwasserschutz. Der Sprecher der Wasserbetriebe, Rudolf, dementierte diese Auskunft jedoch als eindeutig »falsch«.

In unmittelbarer Nähe der Havelchaussee befinden sich mehrere Galerien von Tiefbrunnen für die Wasserwerke Beelitzhof und Tiefwerder. Sie liefern für mehr als 500.000 BerlinerInnen das Trinkwasser. Nach Auffassung der Fachleute des alten Senats war in den Schutzzonen eine Grundwasserverunreinigung durch den Abrieb von Fahrzeugreifen, durch Treibstoff und Öl nicht auszuschließen. Allein für das Mittelstück der Havelchaussee wurden die Kosten einer nun erforderlichen Straßenentwässerung auf zehn bis fünfzehn Millionen DM veranschlagt. Inzwischen schätzen Umweltverwaltung und Wasserbetriebe den finanziellen Aufwand für den kompletten Ausbau der Straße auf mindestens dreißig Millionen DM. Ein solcher Ausbau wäre jedoch auch mit erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Notwendig ist der Bau von Pumpen und Regenwasserrückhaltebecken. Dazu müßten in der Straßenmitte Abwassersammelleitungen verlegt werden, wobei unweigerlich die Wurzeln der über hundert Jahre alten Eichen beschädigt würden.

Daß der Grunewald »betoniert« werden könnte, schreckt auch die SPD. Deren Verkehrsexperte Dr. Joachim Niklas: »Es ist gar nicht vorstellbar, in diesem sensiblen Stück Landschaft mit einem Bagger zu kommen, das nun aufzuwühlen und Betonschüsseln reinzulegen.« Er sei »unglücklich« über den Koalitionskompromiß in diesem Punkt, bekannte Niklas. thok

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