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Zahlmeister Amerikas

■ Der Golfkrieg verschärft Streit zwischen den USA und Japan um die Hegemonie

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte führen die Vereinigten Staaten einen Krieg auf Pump. Jene Supermacht der ersten Jahrhunderthälfte, die aus eigener industrieller Kraft die Kriegsgeschicke lenkte, gibt es nicht mehr. Heute ist jede US-Bombe, die auf Bagdad fällt, auch mit ausländischem Geld bezahlt. Gestern unterschrieb Japan per Kabinettsbeschluß einen Scheck über neun Milliarden Dollar für das Pentagon. Es will künftig 20 Prozent der Kriegskosten übernehmen. Längst müßten die stolzen Regenten des Westens ihre militärischen Heldentaten mit dem Landesbankrott bezahlen, wüßten sie nicht die stützende Finanzmacht des Ostens in ihrem Rücken. So führen die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt gemeinsam einen Krieg — die eine mit Geld, die andere mit Waffen.

Die finanz- und militärpolitische Symbiose zwischen den USA und Nippon nahm in den achtziger Jahren Gestalt an, als vorwiegend japanische Investoren, die auf das enorme Sparguthaben ihrer Nation zurückgreifen konnten, die US-amerikanische Staatsverschuldung finanzieren halfen. Sie deckten zwischen 30 und 45 Prozent des Washingtoner Haushaltsdefizits — ohne sie wären viele Träume der US-Generäle, die diese nun im Irak verwirklicht sehen, nie bezahlbar gewesen. Noch heute wäre jeder Kriegstag, der den US-Alliierten mindestens eine halbe Milliarde Dollar kostet, undenkbar ohne eine freundliche japanische Finanzpolitik. Schon inopportune Zinserhöhungen, die der japanische Notenbankchef nach Kriegsbeginn bewußt ausschloß, könnten jederzeit einen katastrophalen Kreditmangel in den rezessionsbedrohten Vereinigten Staaten auslösen — mit Folgen für die Kriegsführung.

Die Abhängigkeit der beiden Wirtschaftsriesen ist also gegenseitig. Denn natürlich braucht Nippon das Öl vom Golf und hat dort niemanden außer Washington, der die Interessen der japanischen Industrie vertritt. Dennoch ist Japan mehr als der Zahlmeister Amerikas. Kraft ihres Geldes spielt die fernöstliche Wirtschaftsmacht eine ganz besondere Kriegsrolle. Früher schickten Könige ihre Fürsten ins Feld, bevor sie selbst nachrückten. Heute läßt Tokio in politischer Diskretion Milliarden fließen, damit Amerika den Krieg erledigt und das eigene Land von solchen Dingen verschont bleibt. Japans Regierende fühlen sich jedenfalls nicht zu den niederen Pflichten eines beliebigen Verbündeten berufen. Georg Blume, Tokio

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