piwik no script img

DONNERSTAG

Ein Werk, das seinerzeit vom kritischen Jean-Paul Sartre als der „wichtigste Beitrag Italiens zur zeitgenössischen Literatur“ gelobt wurde, soll den interessierten HörerInnen natürlich auch wärmstens empfohlen sein! Und sicher gilt dieses potente Urteil über La consciena di Zeno noch heute, knapp siebzig Jahre nachdem Italo Svevo damit endlich zu wohlverdientem Ruhm und zu Ehren kam. Neben Sartre agierte übrigens noch James Joyce als wortgewandter „Geburtshelfer“ des Dichters Svevo. Denn ohne die Unterstützung des Exil-Iren wäre der zunächst erfolglose Schriftsteller wohl als Bankangestellter Ettore Schmitz in Triest versauert. Doch es kam eben, wie man es so gerne in den Biographien der „Großen“ liest: Italo Svevo — der italienische Schwabe — veröffentlichte seine Geschichte von Zeno Cosini (so der deutsche Titel). Zeno ist ganz Kind seiner Zeit und krankt an der Erkenntnis, wie zufällig, beliebig und gleichgültig das moderne Leben sei. Den Anweisungen seines Analytikers folgend, schreibt er seine Lebensgeschichte auf. Und die wird in 45 Folgen donnerstags um 15.05 Uhr beim S2 Kultur vorgelesen.

Am späten Abend geht es dann weiter mit den weisen Sprüchen der „Alten“, die ja scheinbar doch nie die richtigen Ohren erreichen! Im Licht der heutigen Weltpolitik betrachtet, bekommt ein Rat des Griechen Pindar plötzlich aktuelle Bedeutung. „Liebe Seele“, heißt es da in einem Vers aus dem sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, „trachte nicht nach dem ewigen Leben, sondern schöpfe das Mögliche aus“. 1991 gelesen, könnte das heißen: „Liebe Präsidenten B. und S. [möchte wissen, was an denen „lieb“ sein soll, d. s-in], trachtet nicht, in die Geschichtsbücher zu kommen, sondern tut etwas Vernünftiges.“ So oder so ähnlich stellte jedenfalls Albert Camus seinem Roman Der Mythos des Sisiphos diesen Sinnspruch als Motto voran. Eine Sendung des RIAS1 versucht ab 22.35 Uhr, dem Existentialisten Camus den üblen Beigeschmack des Fatalismus zu nehmen. Denn in Die Absurden Mauern. Die Absurde Freiheit wird klar, daß gerade der nur sich selbst verantwortliche Mensch nicht unter dem Banner der Moral gegen andere ins Feld ziehen wird...

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen