: Die Wiederkehr des Egoisten Fatzer
Im Juni 1987 hatte im Berliner Ensemble — für die damalige DDR erstmalig — Bertolt Brechts Untergang des Egoisten Fatzer in der Fassung von Heiner Müller Premiere. Manfred Wekwerth und Joachim Tenschert führten Regie, den Fatzer spielte Ekkehard Schall. Nun wird diese Inszenierung am Samstag und am Sonntag im Berliner Ensemble wieder zu sehen sein. Am 10. Februar wäre Brecht 93 Jahre alt geworden. Sein Fatzer- Fragment, welches er 30jährig schrieb, hat neue aktuelle Bezugspunkte. Dazu schrieb uns Manfred Wekwerth:
»Fatzer desertiert aus dem Ersten Weltkrieg, weil er begriffen hat, daß dieser Krieg nicht sein Krieg und die Ordnung der Welt nicht die Ordnung seinesgkeichen ist, sondern die Ordnung derer, die an allen Fronten ihr Geschäft machen. Als im wahrsten Sinne mitreißende Persönlichkeit gewinnt er Mitstreiter für den Kampf um das Land Utopia. Sein Ansatz aber zu einer revolutionären Umwälzung verkommt zu dem egoistischen Versuch, sich auf Kosten seiner Freunde zu nehmen, was ihm verweigert wird, Der Krieg holt die blindlings Aufgebrochenen wieder ein. Fatzer lernt im Scheitern: ‘...von jetzt ab und eine ganze zeit über / wird es keine sieger mehr geben / auf unserer welt sondern nur mehr / besiegte.‚
Das Fatzer-Fragment wird oft der Urfaust des Bertolt Brecht genannt.« Manfred Wekwerth
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