: Aus einem Brief an die Zeitung 'Sonntag‘
Werter Genosse Chefredakteur!
Dieser Artikel stieß bei Mitarbeitern des DEFA-Studios, Beobachtern und Teilnehmern des Festivals, den Mitgliedern der Fachjury und der Jury des jungen Publikums sowie den Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Filme Kinder“ auf Empörung und verursachte einige Aufregung, von der wir Sie in Kenntnis setzen wollen. Wir reagieren also mit diesem Brief im Auftrag der genannten Personen und der Parteileitung des Studios, der Abteilungsparteiorganisation Künstlerischer Bereich, und natürlich in unserem eigenen Namen. Zunächst aber einmal geben wir unserer Befriedigung darüber Ausdruck, daß Sie in der Nr.13 des 'Sonntag‘ schon eine Reaktion auf diesen doch einigermaßen unverschämten Artikel dem Leser zur Kenntnis brachten. Das ist um so mehr zu begrüßen, als sich hier eine Stimme aus dem Publikum meldete, für das wir schon seit über 30 Jahren unsere Filme machen, für das der „Goldene Spatz“ in Gera ausgerichtet wird: dem Kinderpublikum... Könnte man sich mit den Urteilssprüchen noch abfinden, so wird es doch an dieser Stelle gefährlich. Politisch gefährlich, denn diese offizielle Meinung zu einer kulturpolitischen Errungenschaft — und als solche begreifen wir unseren „Goldenen Spatzen“ — nimmt ja nicht nur der eingeweihte Leser im eigenen Lande zur Kenntnis, der 'Sonntag‘ besitzt auch internationale Ausstrahlung! Und das bitteschön, Genosse Chefredakteur, wissen alle diejenigen, die die Sprüche in dem Artikel erregen und durch sie verärgert sind... Deshalb fordern wir von Ihnen, uns als Vertreter der Arbeitsgruppe und der Autorin zu einem baldigen Zeitpunkt ein Gespräch zu ermöglichen, das diesen gesamten Sachverhalt zum Gegenstand hat, denn wir sind überzeugt, daß es nicht in Ihrer Absicht lag... (usw. usf.)
Mit sozialistischem Gruß Dr. Joachim Giera (Ltr. d. AG)
Der Genosse Giera trennte sich mit Gongschlag 9.November 89, wie so viele seiner Mitstreiter, von der begehrten Kombination Parteibuch/Reisepaß und fuhr zum Beispiel diesmal nach Gera als Vertreter des Westermann-Verlags Braunschweig.
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