Fehlanzeige beim Recycling von Batterien

■ 95 % aller Trockenbatterien wandern auf die Müllkippe / Recycling sehr beschränkt

Wer kennt es nicht, das gute Gefühl, etwas für Natur und Umwelt getan zu haben. Sind die Batterien aus Taschenlampen und Walkmans erstmal in einen dafür vorgesehenen Behälter geworfen, ist die landläufige Vorstellung, wird einer ökologisch sinnvollen Behandlung schon nichts mehr Wege stehen. Doch weit gefehlt: 95 Prozent der im Haushalt verwendeten Trockenbatterien wandern von der Stadtreinigung gleich auf die niedersächsische Sonderabfall-Deponie Hoheneggelsen. Nur die kleinen Knopfzellen, Autobatterien und Nickel- Cadmium-Akkumulatoren können wiederaufgearbeitet werden.

Anlaufstellen für die Beseitigung von Batterien sind in Bremen die Betriebshöfe der Stadtreinigung. Das Amt für Abfallwirtschaft hat acht Sammelstellen eingerichtet. Und außerdem tourt das Schadstoffmobil durch die Stadt.

Alle Batterien, die nicht über den städtischen Weg beseitigt, die also zu Hause in den Mülleimer geworfen werden, werden schließlich durch die Schornsteine der Müllverbrennungsanlagen in die Luft geblasen. Schon 1987 gelangten in der Bundesrepublik etwa 30 Tonnen Quecksilber in die Umwelt. Quecksilber ist extrem gefährlich, schädigt besonders die Nierenfunktionen und wird von der Natur nicht abgebaut.

Das Bremer Amt für Abfallwirtschaft sammelt pro Jahr durchschnittlich 66 Tonnen der giftigen Energiespender. Das macht 5,5 Tonnen pro Monat. Davon entfallen 2,8 Tonnen auf die Trockenbatterien, 2,6 Tonnen sind Blei-Akkumulatoren zum Beispiel aus Autos. Außerdem kommen jeden Monat Knopfzellen (Fotoapparate, Taschenrechner etc.) mit einem Gewicht von 50 Kilogramm zusammen.

„Für die meisten der Trockenbatterien, nämlich 95 Prozent, gibt es keine andere Möglichkeit, als sie auf der Sonderabfalldeponie in Hoheneggelsen abzulagern“, erläutert Bernd Chrzan- Warmbold, der als Chef der „Schadstoffentsorgung“ beim Amt für Abfallwirtschaft arbeitet. Auf dem Betriebshof in der Juiststraße stehen an die zwanzig große Mülltonnen voll mit Batterien, die auf die Abholung warten. Informationen, denen zufolge die Batterie-Halden in Hoheneggelsen undicht geworden seien und die Deponie deshalb nicht mehr beschickt werden könne, bezeichnet Chrzan- Warmbold als Gerücht.

Aussichtsloser noch ist die Lage bei den Lithium-Batterien. „Da ist eine Entsorgung überhaupt nicht in Sicht“, meint Chrzan-Warmbold. An die 200 Kilogramm stehen schon in der Juiststraße und niemand weiß annähernd, wohin damit.

Die von der Stadt gesammelten Knopfzellen dagegen werden zu der Lübecker Firma „Norddeutsche Quecksilber Rückgewinnungs GmbH“ verfrachtet, wo ihnen der hohe Anteil von 30 Prozent Quecksilber entzogen wird. Die bleihaltigen Starterbatterien aus Kraftfahrzeugen übernimmt ein Bremer Altstoffhändler, weil die Bleiplatten aufgearbeitet werden können. Auch Nickel-Cadmium-Akkumulatoren sind recyclebar.

Die Ursache für den niedrigen Anteil des Batterie-Recyclings ist, daß die Hersteller die Chemikalien nicht kostendeckend zurückgewinnen können. Praktikable Recycling-Verfahren wurden bisher nicht entwickelt. Obwohl Bundesumweltministerium, Hersteller und Händler 1988 vereinbart haben, daß die Hersteller verbrauchte Batterien zurücknehmen, drücken diese sich darum herum. Und zu einem bindenden Gesetz hat sich die Bundesregierung bisher nicht durchringen können. och