: Radelnde Außenseiter
■ Schwere Zeiten für Freizeitradler im Osten
Schwere Zeiten für Freizeitradler im Osten
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or der Wende galten sie in der DDR als geduldete Außenseiter, doch auch im wiedervereinigten deutschen Radsport fehlt den Freizeitradlern im Osten der Rückenwind. Im Haus des Sports in der Berliner Storkower Straße müht sich Volker Rudolphi, einer von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern des Bundes Deutscher Radsportler (BDR), darum, den Vereinen in den fünf neuen Ländern bei der Entwicklung des Breitensports Unterstützung zu geben. War es vormals das fehlende Material, so sind es jetzt die hohen Kosten und der Organisationsaufwand, die bremsend wirken.
„In dieser Woche hatten wir eine Informationsveranstaltung zum Radtourenfahren für die Verantwortlichen aus den Landesverbänden vorbereitet. Sie mußte ausfallen, die ehrenamtlichen Leute haben derzeit andere Sorgen.“
Trotzdem sind die kleinen Vereine weiter aktiv. Ein Breitensportkalender, der in den kommenden Tagen mit Unterstützung einer italienischen Autofirma erscheint, enthält 250 Veranstaltungen für Radwanderer. Ranglisten im Radwandern und Geländeorientierungsfahren gibt es auch in der bevorstehenden Saison.
Was fehlt, ist das Engagement der immer noch vor allem auf den Rennsport orientierten Sportklubs. Lediglich im SC Cottbus, beheimatet in einer Region, in der das Rad aus dem Straßenbild nicht wegzudenken ist, trat man mit Breitensportangeboten an die Öffentlichkeit. „Die Zahl unserer Trainer wurde um die Hälfte reduziert. Neue Übungsleiter können wir nur über den Breitensport gewinnen. Es ist also eine Frage des Überlebens, wenn wir uns den Volkssportlern mehr widmen. Das haben aber noch lange nicht alle meiner Trainerkollegen begriffen“, sagte der Cottbuser Gerd Müller, langjähriger Trainer des zweimaligen Olympiasiegers Lutz Heßlich und von Weltmeister Jens Glücklich.
Anregungen für den Breitensport im Osten erhoffen sich die Freizeitradler vor allem vom Tag der „Pedale in Lünen“ (7. bis 9. Juli) und vom Bundestreffen der Wanderfahrer in Idaroberstein (26. bis 28. Juli), an dem alle Verantwortlichen der neuen Bundesländer teilnehmen. Höhepunkt im Osten wird die traditionelle Burgenfahrt bei Erfurt. Bereits zum 18. Mal laden die Thüringer Organisatoren am 3. August zu dieser traditionellen Sternfahrt ein. Ehrengast wird unter anderem Panasonic-Profi Olaf Ludwig (Gera) sein. Vorbereitet wird auch eine Fahrt von Rügen nach Stuttgart zur Rad- Weltmeisterschaft, zu der ehemalige deutsche WM-Teilnehmer eingeladen sind. Jürgen Strauß/dpa
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