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RAF-Stasi-Connection auch nach 1985?

■ „Panorama“ behauptet: Konspirative Treffen zwischen RAF-Legalen und MfS-Mitarbeitern haben regelmäßig stattgefunden/ Das Fernsehmagazin beruft sich auf Aussagen Werner Lotzes

Berlin (taz) — Die Rote Armee Fraktion (RAF) und das frühere Ministerium für Staatssicherheit (MfS) haben offenbar wesentlich enger miteinander kooperiert, als bisher bekannt war. Das behauptet das Fernsehmagazin Panorama unter Berufung auf die Aussagen des RAF-Aussteigers Werner Lotze, der Mitte letzten Jahres in der DDR festgenommen wurde. Er soll in einer zweiten Vernehmungsrunde der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitgeteilt haben, daß es regelmäßige Treffen auch zwischen den „Legalen“ der RAF und Mitarbeitern der Staatssicherheit gegeben habe. Die Treffen sollen auch nach 1985 stattgefunden haben. Generalbundesanwalt von Stahl hat dagegen die Berichte über eine mögliche Fortsetzung der Zusammenarbeit als unbelegte Spekulationen und als „wenig hilfreich“ zurückgewiesen.

Auch Hamburgs Verfassungsschutzchef Christian Lochte war sich gestern sicher, daß es zwischen Staatssicherheit und „einer Handvoll“ wichtiger Personen aus dem politischen Umfeld der RAF eine „intensive Zusammenarbeit“ gegeben habe. Er berief sich ebenso auf Lotze. Angesichts des Fortbestehens dieser Kontakte über 1985 hinaus, schlußfolgert er, müßte es nach aller Wahrscheinlichkeit auch weitere Kontakte mit den Aktiven der Kommandoebene gegeben haben. Die Aussagen der verhafteten MfS-Mitarbeiter, wonach die Ausbildung und Unterstützung der RAF-Aktiven 1984 geendet habe, seien „völlig unschlüssig“. Eine unmittelbare Kenntnis über die Kontakte zwischen den Aktiven und „Legalen“ der RAF mit dem MfS hat Werner Lotze indessen gar nicht behauptet. Bei seiner Vernehmung am 24.10 1990 in Karlsruhe erklärte er, die Betreuer des MfS hätten sie — die Austeigergruppe — „wissen lassen“, daß das MfS „regelmäßige Kontakte zu Vertretern der linksextremistischen Szene in der Bundesrepublik unterhalte“. Diesen Ausführungen sei zu entnehmen gewesen, „daß es regelmäßige Treffen mit ,RAF-Legalen‘ in konspirativen Wohnungen in Ost- Berlin gab“. Solche Mitteilungen hätte es auch noch in der zweiten Hälfte der 80er Jahre gegeben, also auch nach dem Anschlag auf die Frankfurter Air-base im August 1985. Bei einer Befragung durch die Stasi-Mitarbeiter zwischen Januar und April 1982 hätte der Betreuer „Gerd“ zudem den Eindruck vermittelt, „daß das MfS bestens, gewissermaßen besser als wir selbst“ mit den Aktivitäten und Strukturen der RAF vertraut gewesen sei. Das Innenministerium bestätigte unterdessen, daß das MfS versucht hat, in der BRD Kontakte zur RAF herzustellen. Die 'FAZ‘ hatte gestern unter Berufung auf das Innenministerium berichtet, mindestens in einem Fall sei ein informeller Mitarbeiter (IM) in die BRD geschickt worden. Allerdings erfolglos. Wolfgang Gast

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