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Bremer Grüne enttäuscht

■ Delegierte hatten sich vom Parteitag mehr erwartet

“Sehr enttäuscht“ ist Christine Bernbacher, grünes Mitglied der ersten Stunde und Kandidatin für die Bürgerschaftsliste 1991, von der Bundesversammlung ihrer Partei in Neumünster. Wo bleiben die ökologischen Signale, die politischen Akzente? Immerhin: Innerparteilich sieht Bernbacher einen „kleinen Etappensieg“. Die Rotation, gegen die sie 1985 in Bremen vergeblich anrannte, wurde abgeschafft.

Marieluise Beck-Oberdorf, stimmberechtigte Delegierte und Landessprecherin, ist enttäuscht über das „Bedürfnis nach radikalen Phrasen“, das sich sonntags auf den Parteitagen immer durchsetzen würde. Montags würden viele der Delegierten als Kommunalpolitiker wieder an ihre konkrete Reformarbeit gehen. Ihre große Sorge: Eine Bundesvorsitzende Christine Weiske, die bisher die Interessen der Ost-Grünen in Konkurrenz zum „Bündnis 90“ vertrat, könnte die notwendige „Öffnung zu den Bürgerrechtsbewegungen“ blockieren. Auch die Delegierte Cecilie Eckler- von Gleich, Bremer Landesvorstandsfrau, empfindet sich als „Verliererin“. Ihr fehlt vor allem das politische Signal nach außen nach der katastrophalen Bundestagswahl.

Nur halb enttäuscht ist Martin Thomas, der als Bürgerschaftsabgeordneter als Zaungast nach Neumünster fuhr. Die Abschaffung der Rotation sei ein „halber Sieg“, findet er: Da sei anerkannt worden, daß Politik sich über Personen vermittelt, von denen die Grünen nicht zu viele haben und die sie nicht reihenweise immer wieder „in die Wüste schicken“ könnten.

Auch Walter Ruffler, Bremer Vorstandsmitglied, hätte sich mehr inhaltliche Debatte gewünscht. Die Abschaffung der Rotation sieht er dagegen als Fehler an: „Ich finde es immer gut, wenn neue Leute eine Chance haben.“ Daß in Bremen jemand der grünen Partei mit Jutta Ditfurth den Rücken kehrt, glaubt Ruffler nicht, obwohl er diese Frage anders beurteilt als Christine Bernbacher (“Ich hoffe, sie geht.“) K.W.

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