: Schiefe Beispiele-betr.: "Durchmischungsdefizite", Kommentar von Kordula Doerfler, taz vom 17.4.91
Betr.: »Durchmischungsdefizite«, Kommentar von Kordula Doerfler, taz vom 17.4.91
Kommentare dürfen überzeichnen, denn sie sollen ja möglichst etwas bewegen. Ihr Kommentar geht jedoch hinsichtlich Ihrer Einschätzung, was die Bereitschaft von Beamten, in den östlichen Bezirken oder im Umland zu arbeiten, meines Erachtens völlig daneben. Das machen einige vorsichtige Presseberichte ('Tagesspiegel‘ vom 10.4., 'MoPo‘ vom 17.4.) deutlich, aber besonders die Antwort, die ich aufgrund meiner Bewerbung von Anfang November 1990 — als Zulagen und dergleichen noch gar nicht in Sicht waren — vom Brandenburgischen Wirtschaftsministerium erhalten habe: man sehe keine Möglichkeit für mich als Referatsleiter tätig zu werden; durch die Vielzahl der vorliegenden Bewerbungen sei es nicht möglich gewesen, früher zu antworten, die Bewerbungsunterlagen seien wieder beigefügt.
Das ist die Realität (wie ich aus Gesprächen weiß, keineswegs ein Einzelfall) und ferner: meine Mitarbeiter aus dem Wilmersdorfer Wirtschaftsamt und ich haben in Friedrichshain bereits im Januar 1990 mit Hilfestellungen begonnen — und zwar vor Ort. Monate später rümpfte man in der Senatsverwaltung noch die Nase über Kontakte mit den »PDS-Leuten«.
Ich empfehle, ein bißchen mehr »Ohr« in der Verwaltung, damit die Kritik durch schiefe Beispiele nicht unglaubwürdig wird. Joachim Schwartzkopf, Berlin 27
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