Laudatio Heike Haarhoff: Psychologists/ Psychotherapists for Future

Heike Haarhoff würdigt die Gewinner:innen des Sonderpreises Klima und Gesundheit, Psy4Future.

Heike Haarhoff hält die Laudatio auf Psy4Future im Studio in der taz Kantine Bild: Piero Chiussi

Im Folgenden bilden wir die Laudatio von Heike Haarhoff auf Psychologists/ Psychotherapists for Future (Psy4Future) ab, Gewinner:innen des Sonderpreises Klima und Gesundheit beim taz Panter Preis 2020. Die Laudatio wurde am Abend des 14. November bei der Verleihung live auf YouTube gehalten. (Anm. d. Red.)

Guten Abend,

ich will es gar nicht spannend machen. Ich gebe das Votum der Jury bekannt und freue mich sagen zu dürfen: Die Gewinnerin des taz Panter Preises Klima und Gesundheit ist die Bewegung Psychologists for Future. Herzlichen Glückwunsch! Es darf jetzt an den Bildschirmen applaudiert werden.

Wir alle wissen, der Klimawandel schädigt bereits heute die Gesundheit vieler Menschen, insbesondere die von Kindern. Und hier wiederum gerade die von Kindern im Globalen Süden. Bei einem Weiterwirtschaften wie bisher, das haben Wissenschaftler unlängst in der Zeitschrift Lancet berichtet, wird jedes heute geborene Kind an seinem 71. Geburtstag im Schnitt in einer um 4 Grad wärmeren Welt leben.

Die Folgen sind bekannt: Zerstörung von Lebensräumen und Ressourcen, Ernterückgänge und damit verbunden Unterernährung, eine rasante Ausbreitung gefährlicher Erreger, die Infektionskrankheiten verursachen, der Kampf um sauberes Wasser. Kurz: Der Klimawandel macht arm und er macht krank. Aber er macht noch etwas anderes, nämlich Angst. Angst, gerade jungen Menschen, Angst vor ihrer eigenen Zukunft und der einer Welt, deren fortschreitende Zerstörung sie, gerade wenn sie im Globalen Süden zuhause sind, hautnah miterleben.

war ab 1995 bei der taz. Nach einigen Stationen, unter anderem als politische Reporterin, war sie bis Oktober 2020 taz-Redakteurin für Gesundheitspolitik und Wissenschaft. Heute arbeitet sie in der Pressestelle des Deutschen Hausärzteverband.

 

 

Aber auch hierzulande sind viele Jugendliche, die in der Klimabewegung aktiv sind, verzweifelt, fühlen sich machtlos, viele schlafen nicht gut, manche haben permanent Schuldgefühle. Andere sind wütend auf Freunde oder Verwandte, die ihrerseits nichts gegen den Klimawandel tun. Klimaangst oder Klimadepression wurden die Psychologie dieses Phänomen.

Die Folgen

Was folgt daraus? Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Psychologinnen und Psychologen kommt eine wichtige Rolle zu, bei der Bewältigung von Krisen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden. Es ist ihre psychologische und therapeutische Expertise auf die es ankommt, wenn es darum geht, Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie die negativen Gefühle nicht zu nah an sich herankommen lassen. Wie es gelingen kann, weiterhin konstruktiv zu handeln. Oder wie sie sich vor dem, im schlimmsten Fall drohenden, Burnout schützen können. Resilienz zu fördern – also die Fähigkeit zu stärken, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen – so lautet das Gebot der Stunde.

Lea Dohm (Psy4Future) und Gereon Asmuth Bild: Piero Chiussi

Und genau das haben Sie, die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Bewegung Psychologists for Future, nicht nur sehr früh erkannt, sondern Sie stellen sich dieser Aufgabe: Ehrenamtlich, unerschrocken und sehr engagiert. Weit über die Grenzen Deutschland hinaus. Das ist, ich darf es so sagen, existenziell für den Erhalt der seelischen Gesundheit und damit auch für unseren zivilgesellschaftlichen Zusammenhalt.

Ich überreiche Ihnen daher im Namen der Jury den Sonderpreis Klima und Gesundheit und übergebe Ihnen schon einmal virtuell diese wunderbare Panterskulptur. Herzlichen Glückwunsch!

Heike Haarhoff war bis zum Oktober 2020 taz-Redakteurin für Gesundheitspolitik und Wissenschaft.