piwik no script img

Preis der Meinungsfreiheit: Acht Schüsse in die Beine

■ Attentat auf regierungskritischen Regisseur in Argentinien

Buenos Aires (ap) — Zwei Tage nach seiner Rechtfertigung gegen eine Verleumdungsklage des argentinischen Präsidenten Carlos Menem ist der Regisseur Fernando Solanas das Opfer eines Anschlags geworden. Nach Darstellung einer Mitarbeiterin des Künstlers eröffneten zwei unbekannte Männer vor einem Filmstudio in Buenos Aires das Feuer auf Solanas und schossen ihm achtmal in die Beine. Im Krankenhaus machte Solanas, dessen Film Sur 1988 in Cannes preisgekrönt worden war, eine der Regierung ergebene „Mafia“ für die Tat verantwortlich. Präsident Menem verurteilte den Anschlag und ordnete eine rasche und umfassende Untersuchung an. Am Montag hatte sich Solanas vor einem Gericht in Buenos Aires wegen einer von Menem eingereichten Klage verantworten müssen. Der Regisseur hatte in einem Leitartikel den Präsidenten beschuldigt, er habe das argentinische Volk nach seiner Wahl betrogen.

Hebe de Bonafini, die Vorsitzende der „Mütter der Plaza de Mayo“, berichtete, sie habe zwei Stunden vor dem Attentat einen anonymen Drohanruf erhalten, bei ihr würden die Schüsse nicht in die Beine, sondern in den Kopf treffen. „Das beweist, daß das Attentat vorbereitet worden war.“ Die Polizei hatte zunächst von einem Raubüberfall gesprochen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen