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Ein Schritt vor, zwei zurück

■ Das Hamburger Low Budget Film Forum ist endgültig abgesagt

Es galt bislang als das erste Festival am Platze: Das Europäische Low Budget Film Forum, 1986 wurde es erstmals vom Hamburger Filmbüro veranstaltet. Alljährlich im Juni präsentierten die Organisatoren visuelle Schwerkraft in offensichtlichem Gegensatz zum durchschnittlichen Gewicht der Ware Bild. Filme auf der Basis einer künstlerischen und nicht einer marktstrategischen Idee erhielten hier nicht nur ihre Bezüge, sondern auch ihr Publikum zurück: „Das Europäische Low Budget Film Forum hat dabei geholfen, Hamburg auf die Landkarte des europäischen Films zu bringen“, lobte sich das Filmbüro erst kürzlich in einer Presseerklärung selbst und hatte damit gar nicht einmal unrecht.

Mittlerweile scheint man jedoch alles daranzusetzen, die Stadt von eben dieser Landkarte wieder verschwinden zu lassen: 1991 fällt das Low-Budget-Festival aus. Gründe gibt es dafür auf den ersten Blick keine, sieht man von der mangelnden Organisationspolitik des Hamburger Filmbüros einmal ab. Das vorgesehene Zentrum des Festivals, die ehemalige Schiffschraubenfabrik Zeise, liegt auch zwei Monate nach der geplanten Grundsteinlegung brach darnieder. Man sei an Altlasten und Parkplatzproblemen gescheitert, ließ Filmbüro-Geschäftsführer Torsten Teichert am Wochenende vermelden. Nicht vermeldet wurde selbstredend, daß vor allem die Personalpolitik des Filmbüros am Scheitern des Festivals einen wichtigen Anteil hat, zum Beispiel die Entlassung der Programmverantwortlichen der letzten Jahre oder der unterhaltsame aber wenig dienliche Austausch verletzter Eitelkeiten zwischen Teichert und Dieter Kosslick, dem ehemaligen Chef des Hamburger Filmbüros, der nun in der europäischen Film- und Verleihpolitik die Fäden zieht.

Dafür ist jetzt Geld übrig, 500.000 DM, die der hanseatische Kulturhaushalt für das Low-Budget- Festival alljährlich vorsieht. Mit einer schnellen Entscheidung über die Verteilung des Betrages ist aufgrund der Bürgerschaftswahl am letzten Sonntag nicht zu rechnen; vorerst stehen die Entschuldung des letzten Low-Budget-Festivals sowie des diesjährigen No-Budget-Kurzfilmfestivals zur Debatte.

Die No-Budget-Organisatoren haben der Kulturbehörde indessen bereits einen Vorschlag für die Verwendung des Restbetrages unterbreitet: Zwecks Wiederbelebung der Kurzfilmkultur will man im November in möglichst allen Hamburger Kinos Kurzfilme da präsentieren, wo sie hingehören: im Vorprogramm der regulären Kinofilme. 100.000 DM soll das Vorhaben kosten. Dem lädierten Ansehen der Medienstadt Hamburg stünde es gut zu Gesicht. Christa Thelen

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