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An die Wand gedrückt

■ Ski-Pool kürzt Prämien für den alpinen Skisport Vor allem auf die Frauen kommen harte Zeiten zu

München (dpa) — Die internationale Ski-Industrie dreht im Olympiawinter den Geldhahn für die deutschen Asse zu. In „einer sehr dramatischen Sitzung und der längsten seit 23 Jahren“, so Poolchef Heinz Krecek vom Deutschen Skiverband (DSV), kam im „Haus des Ski“ in Planegg bei München eine Einigung zustande, die der deutschen Nationalmannschaft die Ausrüstung mit Sportgeräten sichert, aber finanzielle Einbußen um 50 Prozent für die Athleten mit sich bringt. „Die Firmen haben den DSV an die Wand gedrückt“, kommentierte Krecek die unerfreuliche Situation.

Nach den neuen Vereinbarungen, die vorerst für ein Jahr gelten, werden für Herren und Damen in Weltcuprennen nur noch die Plätze eins bis drei mit 20.000 (bisher 13.200), 12.000 (9.350) und 6.500 (8.000) DM honoriert. Die Sätze wurden zwar angehoben, doch wird es enorme Einbußen geben, weil Vorderplätze angesichts der Leistungsdichte mager sind.

Die Verdienstausfallentschädigungen für die Athleten, die sich aus den Weltranglistenplätzen errechnen, sind um 50 Prozent gekürzt worden. Künftig wird nur noch der beste Ranglistenplatz in einer Disziplin mit 100 Prozent bezahlt, in einer zweiten Disziplin dann nur noch mit 30 Prozent. Bisher wurden Ranglistenplätze in drei Disziplinen gewertet. Während die Männer fast durchgehend noch bei Bundeswehr, Zoll oder Bundesgrenzschutz im Sold stehen, trifft diese Kürzung vor allem die Frauen, von denen nur sechs beim BGS angestellt sind. Eine Michaela Gerg erhält nur noch 18.000 statt rund 40.000 Mark. Ähnlich ergeht es Slalomkünstler Armin Bittner, der nur noch 9.700 Mark überwiesen bekommt statt des vierfachen Betrages vor einem Jahr.

Die acht Ski-, sieben Skischuh- und fünf Skibindungsfirmen sowie Skistock- und Brillenhersteller haben ihre drastischen Sparmaßnahmen, die den DSV als einzigen im Olympiawinter treffen, weil die anderen Länder erst 1992 neue Verträge abschließen, mit der schlechten wirtschaftlichen Lage ihrer Unternehmen aufgrund der vier schlechten Winter in Folge begründet.

Alpinchef Mayr ist froh, daß er nun die Vorbereitungslehrgänge starten kann, nachdem drei schon ausgefallen sind, weil kein Testmaterial da war. Poolchef Heinz Krecek wird für den DSV dennoch 1,1 Millionen Mark aus dem Skipool für den Rennlauf locker machen. Doch werden, wie der neue DSV- Präsident Klaus Scheck erklärte, „neue Geldquellen aus anderen Wirtschaftsbereichen für den Skirennsport erschlossen werden müssen“. Herbert Bögel

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