: Olympische Spiele für Besucher zum Nulltarif?
■ Geschäftsführer der Olympia GmbH will keinen Eintritt verlangen/ SPD-Abgeordneter fordert Verzicht Berlins
Berlin. Falls Berlin den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im Jahre 2000 bekommt, sollen die Besucher zu allen Wettkämpfen kostenlosen Zutritt erhalten. Entsprechende Pläne der Hauptstadt stellte der Geschäftsführer der Berliner Olympia GmbH, Lutz Grüttke, gestern vor. Das Motto laute »freier Eintritt für alle, die zu freien Spielen wieder ins freie Berlin kommen«. Obwohl diese Pläne »noch auf ihre Praktikabilität untersucht werden« müßten, sei man sich bereits jetzt einig, daß der Verlust von rund 120 Millionen DM an Eintrittsgebühren zum Teil anderweitig kompensiert werden könne. Der Olympia-Manager bestritt, eine Art Olympisches Ausnahmegesetz gefordert zu haben. Nichts, beruhigte Grüttke, solle »in Hektik« passieren, »alle Bürgerinteressen berücksichtigt« werden. Grüttke sprach sich auch für eine »frühe« Aufarbeitung der Spiele von 1936 aus.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Friedhelm Julius Beucher hat Berlin aufgefordert, zugunsten des Ruhrgebiets auf eine Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2000 zu verzichten. Mit der Entscheidung für Berlin als zukünftigem Sitz von Parlament und Regierung, stellte Beucher fest, würden sich die hiesigen »Probleme für den Verkehr, aber auch die Belastungen für die Umwelt und die Wirtschaft in Berlin erheblich verschärfen«.
Wenn die Stadt jetzt noch für die Spiele aufgerüstet werden solle, »wäre das Chaos perfekt«. Deshalb sollte Berlin verzichten. Schließlich hätte das Ruhrgebiet seine Bewerbung im vergangenen Jahr zugunsten Berlins zurückgezogen, »weil die Olympischen Spiele 2000 in Berlin das Zusammenwachsen der Stadt, Deutschlands und Europas symbolisieren sollten«. Dieses Symbol sei mit der Entscheidung über den Regierungssitz nicht mehr notwendig. afp/adn
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