: Suche nach einer Abfindung für Bonn
■ Warnungen vor Kostenlawine/ Unklarheit über den Standort des Bundesrats
Bonn (ap/dpa) — Nach der Entscheidung für einen Umzug nach Berlin haben Politiker aller Parteien der Stadt Bonn ihre Unterstützung zugesagt und vor überstürzten Schritten gewarnt. Vorschläge für Ausgleichsmaßnahmen reichten vom Ausbau der bisherigen Bundeshauptstadt zum Verwaltungs- und Hochschulzentrum und Sitz europäischer Institutionen sowie des KSZE- Parlaments bis zur Forderung, das Verteidigungsministerium mit seinen 5.500 Mitarbeitern in Bonn zu lassen. Das Bundeskabinett wird sich in Kürze mit dem Beschluß des Bundestags befassen.
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth schrieb, jetzt komme es darauf an, gemeinsam Ausgleichsmaßnahmen für Bonn zu erarbeiten. Die Unionsfraktion im Bundestag forderte nach den Worten ihres stellvertretenden Vorsitzenden, Karl-Heinz Hornhues, die Bundesregierung auf, die parlamentarische Versammlung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) auf Dauer nach Bonn zu holen.
Ob der Bundesrat in Bonn bleiben soll, wie der Bundestag empfohlen hatte, blieb weiter umstritten. Während der Bundesratspräsident und Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau diese Empfehlung kritisierte, sagte der SPD-Vorsitzende und schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm am Freitag abend, die eigentliche Hauptstadt des Föderalismus sei Bonn. Dort sei er ins Leben gerufen worden. Deshalb sei zu erwägen, ob die Ländervertretung am Rhein bleiben solle.
Der Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels (CDU) hat den Bund aufgefordert, der Stadt Bonn möglichst kostenlos Grundstücke und Gebäude zur Verfügung zu stellen, die nicht mehr benötigt werden. Die Region brauche nach dem Verlust des Parlaments- und Regierungssitzes neue Perspektiven, sagte Daniels am Freitag nachmittag vor dem Rat der Stadt.
Er verlangte, der Beschluß des Deutschen Bundestages über eine faire Arbeitsteilung zwischen der Hauptstadt Berlin und der Bundesstadt Bonn müsse so schnell wie möglich konkretisiert werden. Nur der Kernbereich der Regierungsfunktionen dürfe in Berlin angesiedelt werden.
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